Um ein Museum reicher geworden
02.12.10
Kronstädter städtische Wohnkultur in einer beeindruckenden Schau dokumentiert
Kronstadt ist nun um ein Museum reicher geworden und das unmittelbar im Zentrum der Inneren Stadt, am Marktplatz, wo täglich in- und ausländische Touristen anzutreffen sind, die somit einen Einblick in die Wohnkultur vergangener Jahrzehnte erhalten können. Das Museum der städtischen Zivilisation wurde vor einem Jahr mit einer Ausstellung eröffnet, wobei man auch einen Eindruck von den aufwendigen Restaurierungsarbeiten der darin befindlichen Wandfresken erhalten konnte. In der Zwischenzeit wurde das gesamte Gebäude zweckentsprechend eingerichtet, wobei im Parterre und dem ersten Stockwerk die permanente Schau geboten wird. In der Mansarde werden vorübergehende Ausstellungen organisiert, auch Lesungen von Schriftstellern, Aussprachen von Kulturvertretern können da stattfinden. Rund 15 Jahre dauerten die Restaurierungsarbeiten an dem Gebäude. Diese haben eine Finanzierung von drei Millionen Euro betragen, für die der Kronstädter Kreisrat als Träger des Ethnographiemuseums aufgekommen ist. Das neue Museum am Marktplatz Nr. 15 funktioniert als Abteilung des Volkskundemuseums. Da in der Zwischenzeit das Gebäude den Erben zurück erstattet wurde und diese gewillt sind, das Gebäude zu entfremden, soll der Kreisrat, nach Einschätzungen von Immobilienexperten, weitere 1,2 Millionen Euro für den Ankauf bieten.
An der festlichen Eröffnung im November beteiligten sich leitende Vertreter der Kreis- und Lokalbehörden, des Kulturministeriums, des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt, der Medien. Die Gäste wurden von Dr. Ligia Fulga, Direktorin des Museums, begrüßt. Sie sprach ihren Dank für die gebotene Unterstützung aus. Bei einem anschließend vorgenommener Rundgang durch die Räume des Museums, wobei man in Ruhe bei still ausströmender Musik oder den auf Band aufgenommenen Informationen die Exponate betrachten kann, erhielt man Einblick über vergangene Wohnkultur, Kleidung, Beschäftigung. Ein Dokumentarfilm führt einen einleitend in die Stadtatmosphäre von einst ein.
Das Gebäude am Marktplatz wurde im XVIII. Jahrhundert zum Verkaufsladen umgestaltet, besonders für Waren die aus Köln, Nürnberg, Görlitz, Wien, Leuven, aber auch aus Spanien gebracht wurden. Verschiedene Gewebe, Stickereien, Kolonialartikel, Papier, Wachs, Kürschnerarbeiten, aber auch Waffen standen da im Angebot. Sächsische Möbel oder orientalische Teppiche die damals gekauft werden konnten, zieren die heutige Ausstellung. Ein orientalischer Raum aus dem XIX. Jahrhundert mit originellen Einrichtungsgegenständen zeigt spezifische Angebote wie Gewürze und Farbstoffe. Und immer wieder sind die restaurierten Wandfresken an den Zimmerdecken, Fenster- und Türnischen zu bewundern.
Die erste Etage bietet einem Einblick in das Leben der Patrizier anhand mehrerer originellen Exponate die zum Teil auch aus Leihgaben herrühren. Im Kinderzimmer sind Schrank, Kinderbett, Spielsachen zu sehen. Man erfährt aber auch einiges über die Bedeutung der Kindererziehung und der Kinderfrau zu jenen Zeiten. Im folgenden Patrizierraum sind wertvolle Möbel, aber auch ein Hammerklavier (Leihgabe des Organisten Eckart Schlandt) zu sehen. Im nächsten Raum ist unter Anderem eine Vitrine mit dem Modistensalon in der Purzengasse Nr. 9 zu sehen. Man wird in die Stickerei- und Nähkunst eingeführt, mit der Hutmode und der Hutherstellung vertraut gemacht. Zu sehen ist eine Hutsammlung die der Bildhauerin und Malerin Margarete Depner angehörten und die von Familie Philippi dem Museum zur Verfügung gestellt wurde. Der nächste Raum ist ein Fotoatelier in dem eine alte Fotokamera mit Glasplatten, Fotoalben, andere Ausstattungen zu sehen sind, Bezug auf bekannte Kronstädter Fotografen wie Leopold Adler (1848 – 1924), Carl Muschalek (1857 – 1904), auf das Fotoatelier in der Purzengasse Nr. 14 genommen wird. In der Mansarde ist gegenwärtig noch die Fotoausstellung „Casa mare“ des deutschen Fotografen Frank Gaudlitz eröffnet die als besonderes Kulturereignis besichtigt werden sollte.
Der Verkaufsstand bietet eine reiche Auswahl an Fachliteratur u.a. „Kronstadt“ von Dr. Maja Philippi, „Das siebenbürgische Glas“ von Dr. Ligia Fulga, „Wer war Honterus?“ und „Caietele Corona“ von Gernot Nussbächer, zahlreiche Volkskunstartikel. Das Museum der städtischen Wohnkultur am Kronstädter Marktplatz kann täglich, außer Montag, von 9.00 bis 17.00 Uhr, besucht werden. Sicher ist ein solcher Abstecher lohnenswert.
Der Leitung des Ethnographiemuseums, persönlich Dr. Ligia Fulga und dem von ihr geleiteten Forscherkollektiv fällt der Verdienst zu, sich in den letzten Jahren hartnäckig, doch fachmännisch für die Eröffnung dieses Museums, sowie einer weiteren Filiale, jene von Reps, eingesetzt zu haben.
Dieter Drotleff
Foto 1
Ein bestens ausgestattetes Kinderzimmer ist in dem Museum zu sehen.
Foto 2
Zu einer Patrizierwohnung gehörten nicht nur Möbel, sondern auch das Klavier und die sächsische Tracht.
Foto 3
Das Museum der städtischen Wohnkultur am Marktplatz Nr. 15 ist nicht nur für Touristen ein zu empfehlender Besuch wert.
Fotos: der Verfasser
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