„Um etwas zu besorgen, muss man es schätzen“
12.11.20
Dipl.Architekt Edmund G. Olsefszky, Autor des Restaurierungsprojektes des Rektoratsgebäudes, blickt auf eine langjährige Tätigkeit als Stadtarchitekt, Projektant, Restaurator und Fachberater zurück
Eines der architektonisch ansprechendsten Gebäude der Kronstädter Inneren Stadt, in dem sich seit 1973 das Rektorat der Transilvania-Universität befindet, von der Pensionsanstalt (1881 – 1889) gebaut wurde und in den Nachkriegsjahren die Verwaltung der ehemaligen Region zeitweilig Stalin, dann wieder Bra{ov war, erstrahlt in neuem Glanz nachdem die Fassadenrestaurierung abgeschlossen worden ist. Der Entwurf des Projektes wurde von dem bekannten Kronstädter Dipl. Architekt Edmund G. Olsefszky ausgearbeitet, der nun auch Autor des Dokumentationsbandes, veröffentlicht in zwei Auflagen – die zweite stark auch mit einer englischen Variante ergänzt -, über das Gebäude und der vorgenommenen Restaurierung ist, und im Verlag der Transilvania-Universität unter sehr guten drucktechnischen Voraussetzungen erscheinen konnten. Einen wesentlichen Beitrag dazu erbrachten auch die Mitarbeiter und Restauratoren Calin Bîrzu, Ioana Munteanu, Bodor Csaba, Livia Bucsa, Tusa Illyes Attila, Szanislo Melinda, Kunsthistorikerin Anca-Maria Zamfir, die Fotos von Telmo Rocha, Codru] Abdi, Gruia Hilohi, Peter Simon, Marius Stroe und einschließlich Edmund Olsefszky. Mariana Cionca zeichnet als Redakteurin des Bandes, der mit einem Vorwort von Rektor Prof. Dr.-Ing. Ioan Vasile Abrudan eingeleitet wird. „Dieses Baudenkmal, ein Gebäude das kennzeichnend für die Persönlichkeit unserer Stadt ist und vom Architekten Peter Bartesch entworfen wurde, der auch der Autor von zwei weiteren Gebäuden die der Univesität angehören ist, dem der Forstfakultät neben dem Katharinentor und dem Gebäude der Medizin-Fakultät in der Schwarzgasse, erstrahlt in neuem Glanz“ betont er darin.
Der Autor des Dokumentationsbandes hebt die Rolle des Architekten Peter Bartesch in der architektonischen Umgestaltung des modernen Kronstadt hervor, die der beruflichen Dimension der Restaurierung sowohl in der Projektierung als auch der Durchführung durch die Veröffentlichung mehrerer technischer Elemente und Auszüge aus aus dem CV der Projektanten und Durchführenden, die Bedeutung der Instandhaltung und Restaurierung der Baudenkmäler, nicht als eine Pflicht sondern als ein Kulturvorhaben betrachtet.
Ein würdiger Nachfolger von Architekt Peter Bartesch
Das Motto aus dem Titel hat Architekt Edmund Olsefszky von Heidegger übernommen, da dieses ausschlaggebend in der Tätigkeit eines Restaurators ist, betont dieser. Als ehemaliger langjähriger Stadtplaner hat Olsefszky das Gebäude sehr gut gekannt, da er da seine Tätigkeit im Rahmen des ehemaligen Regionsvolksrates begonnen hat. Geboren am 23. August 1935 in Kronstadt, hat er am Ioan Mincu-Institut in Bukarest studiert und wurde anschließend nach Kronstadt zugeteilt, wo er auch als Chefarchitekt der Stadt gewirkt hat. Spezialisiert auf Restaurierung alter Bausubstanz und Stadtplanung, Parkanlagen und Gärten, hat er nach dem Rentenantritt weiter als Berater dem Bürgermeister aber auch des Kronstädter Stadtpfarramtesund der Evangelischen Kirche A.B. nach 2006 zur Seite gestanden. Auch blickt er auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Herderpreisträger, Architekt Günther Schuller zurück.
Während seiner Anfangstätigkeit ist er auf die ausschlaggebende Rolle, die der ehemalige Architekt Peter Bartesch (1842 - 1914) in der modernen Stadtentwicklung gespielt hat, gestoßen. Dieser war der erste akademische Kronstädter Stadtingenieur. Nach seinem Studium an dem Wiener Polytechnikum und an der Akademie der Bildenden Künste kam er in seine Heimatstadt zurück. Hier hat er sich eingesetzt für die Straßenregulierung und deren Pflasterung, den Bau der Trinkwasserleitung, hat die alte Straße in die Schulerau erbaut, die vielen noch in Erinnerung ist und heute als Wanderweg benutzt wird. Er ist der Autor der Projekte zum Bau der Mädchenschule und des ehemaligen Schützenhauses unter der Zinne, das Opfer der Flammen wurde. Zwischen 1878 – 1884 wurde nach seinem Projekt die Kaserne in der Schwarzgasse errichtet, er hat im Burzenland den Bau mehrerer öffentlicher Gebäude geleitet, darunter der Schule in Neustadt. Unter seiner Aufsicht wurde auch die Restaurierung im Chor der Schwarzen Kirche 1855/1856 vorgenommen. Besonderes aber hat zur Modernisierung des Stadtbildes der Bau der Pensionsanstalt am Eck der Klostergasse mit dem Rudolfsring (1881 – 1889), sein umfassendstes Projekt beigetragen. Er ist auch der Erbauer der Baiulescu-Villa, die sich in unmittelbarer Nähe befindet und heute der Kreisbibliothek angehört. Nachdem die Pensionsanstalt stand, verließ Peter Bartesch Kronstadt und übersiedelte nach Wien.
So wie sein Vorgänger hat sich Architekt Olsefszky eingehend mit der Architektur der Inneren Stadt, der der Pensionsanstalt befasst um bei der jetzigen Restaurierung des Gebäudes die Grundideen von Bartesch zu berücksichtigen.
Monumentalität und Personalität beibehalten
Noch in den 70er Jahren, als er Chefarchitekt der Stadt war, hat Edmund Olsefszky die Einwirkungen der Umweltverschmutzung auf das nun als Rektorat umfunktionierte Gebäude feststellen können. Gemeinsam mit dem damaligen Rektor der Universität und des späterer Botschafter Rumäniens in der Bundesrepublik Deutschland Prof. Florea Dudi]² wurde ein Vorschlag für ein Projekt für Reparaturen und Konservierung des Gebäudes ausgearbeitet. Doch das Projekt blieb damals irgendwo bei den politischen Entscheidungsträgern hängen.
Nach Jahren hat sich Architekt Olsefszky der Restaurierung des Rektoratsgebäudes wieder widmen können. Nachdem er anlässlich seiner Tätigkeit auf der Baustelle des Bethlen-Schlosses von Raco{ul de Jos Prorektor Prof. Marina Cionca kennenlernte, die mit Studenten einen Besuch da machte, kam die Notwendigkeit der Restaurierung des Gebäudes des Rektorates wieder zur Sprache. Er nahm die Verbindung mit dem damaligen Rektor der Transilvania-Universität Prof. Ion Vi{a auf und stellte ihm das Restaurierungsprojekt vor. Anfangs des Jahres 2009 konnte er die Dokumentation für die Arbeiten vorlegen. Doch mangelte es an dem Geld, und das Projekt
wurde bis 2017 aufgeschoben. Es musste wieder aktualisiert werden. Der neue Rektor Prof. Ioan Vasile Abrudan zeigte sofort Interesse daran, konnte dafür die Finanzierung sichern und die Restaurierungsarbeiten vertraglich festlegen.
Der Restaurierung eines Gebäudes müssen mehrere wissenschaftliche Arbeiten vorausgehen. Eine eingehende Dokumentation wie eine Forschungsarbeit in mehreren Bereichen um ein möglichst nicht nur naturgetreues Aussehen, aber auch Gestaltung zu sichern, sind unumgänglich. Die vorher stattgefundenen Eingriffe müssen fachlich beseitigt werden, die verwendeten Materialien müssen entsprechend der Bausubstanz gesichert sein. Ausgehend von der Bedeutung dieses Gebäudes hat Architekt Olsefszky eine Forschungsgruppe gebildet, deren Mitglieder auf eine reiche Erfahrung in den jeweiligen Bereichen verfügen.
Anhand einer vor Ort in Dresden vorgenommen Forschung, glaubt Architekt Olsefszky zum Unterschied der Meinung der Historikerin Maja Philippi, dass die Fassade des Kronstädter Pensionsamtes Monumentalität darstellt, aber nicht den Ausdruck der Pinakothek von Dresden kennzeichnet. Ausgehend von den erforschten Fassaden glaubt er, dass der Kronstädter Architekt Peter Bartesch von der Architektur des Kunst- und Industriemuseunms von Wien, heute Museum für Angewandte Kunst, ein Projekt von Heinrich von Ferstel und in den Jahren 1869 – 1871 verwirklicht, beeinflusst wurde.
Die Kunstdarstellungen stammen von dem bildenden Künstler Ferdinand Laufberger. Von diesem Gebäude hat er Architekturelemente übernommen, die er in eigener Darstellung verwirklicht hat. Dazu gehören die rechteckigen Fenster, wobei er aber die Prinzipien der Renaissance berücksichtigt. Diese verwendete er in der Architektur des zweiten Stockwerkes der Pensionsanstalt.
Bei der Festlegung der Prinzipien der Restaurierung der Fassade des Rektoratsgebäudes wurde die Geschichte des Baudenkmals nicht außer Acht gelassen. Auch wurde nicht auf die charakteristischen Kennzeichen der Zeit verzichtet. Durch die Eingriffe des Restauratorenteams wurde beabsichtigt, die Verlängerung der Existenz dieses Baudenkmals durch minimale Eingriffe zu sichern. Es war erforderlich, eine genaue Dokumentation aufbauend auf Zeugnisse zu erstellen, um sämtliche Schäden fachgerecht zu beseitigen und naturgetreu wieder herzustellen. Diese Prinzipien bauen auf die Bestimmungen der Charta von Athen (1931) und der von Venedig (1964).
Das gesamte Projekt hat eine besondere Provokation für das gesamte Team dargestellt. „Gemeinsam haben wir uns gewünscht, dass dieses kennzeichnende Gebäude für Kronstadt exemplarisch restauriert wird, ein Modell für weitere derartige Vorhaben bleibt. In diesem Sinne haben wir zusammengearbeitet und wurden in der Lösung sämtlicher Probleme vom Generaldirektor Dipl.-Ing. Marius Stroe, dem technischen Direktor Dipl.-Ing. Liliana Vasilescu, und nicht als letztes vom Rektor der Universität Prof. Ioan Vasile Abrudan unterstützt“ betont Architekt Olsefszky.
Der Inhalt des Buches, besonderes die zweite ergänzte Auflage, bieten viele reiche und wichtige Informationen über die Einsatzmannschaften, deren berufliche Ausbildung und deren Erfahrung in bisherigen Restaurierungen, die dabei gesammelt wurde.
Nach dem Abschluss der Außenrestaurierung folgt die Innenrestaurierung, wie Rektor Ioan Vasile Abrudan in seinem Vorwort festhält. Schließlich wird das ganze Parterre den wissenschaftlichen und kulturellen Tätigkeiten gewidmet sein. Da werden ihre Tätigkeit ein Konferenz- und Vorstellungssaal, das multikulturelle Zentrum, das Confucius-Institut entfalten und eine enge Bindung zur Gesellschaft sichern.
Dieses Restaurierungsprojekt stellt ein weiteres Glied in der Reihe der zahlreichen Projekte von Architekt Edmund Olsefszky dar, erinnert sei an das B-Gebäude des Johannes Honterus Kollegs, mehrere Gebäudefassaden in der Inneren Stadt, der Kirche und dem Harbachtalmuseum in Agnetheln, dem Bethlen-Schloss in Raco{ u.a., für die er auch mehrfach ausgezeichnet worden ist. Die Reihe der Kronstädter Architekten Peter Bartesch, Christian Kertsch, Albert und Günther Schuller findet somit in Edmund Olsefszky einen kompetenten Nachfolger.
Dieter Drotleff
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