Unterwegs auf der Insel der Götter
03.02.23
Teil 2: Ubud, Massagen und das Galungan-Fest
„Wer die Insel Bali besuchen will, sollte am besten in Ubud wohnen“. Auf diesen Ratschlag stößt man immer, wenn man im Internet für den zukünftigen Urlaub recherchiert. Und es ist wahr. Der einzige Nachteil ist, dass Ubud nicht am Strand liegt, sondern im Zentrum der Insel (deshalb ist es praktisch, hier zu wohnen: man braucht weniger Zeit, um die Insel zu besuchen). Aber wer einen klassischen Strandurlaub mit Faulenzen unter Palmen sucht, sollte nicht nach Bali reisen. Es gibt auch hier schöne Strände (wie Padang-Padang oder Nusa Dua) mit türkisfarbenem Wasser und goldenem Sand und es ist gut, ab und zu einen Pause-Tag am Strand einzulegen, aber die indonesische Insel hat viel mehr zu bieten. Und Ubud ist ein Ort, den man auf jeden Fall besuchen sollte, auch wenn man nicht hier wohnt. Umgeben von saftig grünen Reisterrassen und Wäldern ist die kleine Stadt das kulturelle Mekka Balis, eine Art Oase der Kunst. Am schönsten ist es, im Viertel direkt neben dem Affenwald zu wohnen. Es ist viel ruhiger als im Zentrum und trotzdem sehr lebhaft. Vormittags riechen die Straßen nach frischem Kaffee und die vielen Frühstück-Bars füllen sich mit Leuten- digitale Nomaden, die vor ihren Laptops sitzen und arbeiten, Yoga- und Meditations-Liebhaber in bunten Baumwollhosen, die ihre grünen Smoothies trinken (in Ubud gibt es die meisten Yoga-Retreats auf der Insel), Influencer die ihre Frühstücksteller fotografieren und Rucksack-Touristen aus aller Welt, die vor ihrem Flat White sitzen und Pläne für die nächsten Tage schmieden. Überhaupt sollte man in Ubud einmal in einem Cafe frühstücken: nirgends auf der Welt gibt es bessere frische Smoothies und pochierte Eier mit Avocado. Abends gehen in den Cafes die Lichter an und Live-Musik ertönt.
Die beste Massage der Welt
34.000 Menschen wohnen in der Kleinstadt (mit den Touristen verdoppelt sich diese Zahl), die 30 km östlich von der Hauptstadt Denpasar liegt (der Weg bis dorthin dauert anderthalb Stunden wegen dem Verkehr). Früher war Ubud hauptsächlich für Kunstbegeisterte und Backpacker interessant, heutzutage ist sie ein beliebtes Ziel für Urlaubstypen aller Art. Ubud ist das Zentrum der balinesischen Kultur und das ist auch nicht zu übersehen. Kein anderer Ort auf Bali hat so viele Tempel und balinesische Tore wie diese Stadt. Bei jedem Schritt entdeckt man eine neue Steinfigur (viele haben die Form von Affen oder Elefanten) oder ein Tor, das zu einem verwinkelten und geheimnisvollen Innenhof führt. In Ubud kann man sich am besten vorstellen, wie Bali einst einmal ausgesehen haben muss- vor dem Instagram-Massentourismus.
Nicht nur Tempel findet man auf Schritt und Tritt, sondern auch Spas und Massage-Salons. Praktisch gibt es in fast jedem zweiten Gebäude aus Ubud einen Massage-Salon oder ein Spa-Zentrum. Das ist auch der Grund, weshalb Massagen und Kosmetik-Behandlungen hier so günstig sind. Für eine einstündige balinesische Massage zahlt man in Ubud zwischen 100.000 und 200.000 indonesische Rupiah, das bedeutet zwischen 30 und 60 Lei. Vergleichsweise zahlt man in Kronstadt für eine Stunde Massage zwischen 120 und 150 Lei. Generell stellt die Massage auf Bali und in anderen Regionen Indonesiens eine traditionelle Heilmethode dar. Im Original basiert sie auf der asiatischen Massage und hat tiefe Verknüpfungen zu chinesischen sowie indisch-ayurvedischen Therapien. Es gibt zwei verschiedene Massagearten: Urut und Pijat. Während Urut für medizinische Behandlungen angewendet wird und Masseure unter anderem über Kenntnisse der Akupressur und Akupunkturpunkte sowie der neuralgischen Nervenbahnen verfügen müssen, ist Pijat leicht zu erlernen. Diese Form der balinesischen Massage erfordert weniger technische Fertigkeit und wird in Indonesien von Generation zu Generation weitergegeben. Falls man während der Regenzeit in Ubud unterwegs ist, kann es sein, dass einen ab und zu ein Regenschauer überrascht. Manchmal regnet es in Strömen, der Himmel färbt sich schwarz und man glaubt, dass es nie wieder aufhören wird. Doch nach höchstens einer Stunde scheint die Sonne wieder. Was tut man, während man darauf wartet, dass der Regen aufhört? Am besten, man flüchtet in ein Massage-Studio. Denn, anders wie in Kronstadt, muss man keine Programmierung machen und eine Woche lang warten. Man geht direkt hin und bekommt eine Massage. Nach der einstündigen Massage fühlt man sich wie neugeboren (und nach drei Massagen hat man überhaupt keine Rückenschmerzen mehr). Den Kunden wird auch noch ein kostenloser Tee angeboten, und wenn man mehrere Male dasselbe Studio besucht bekommt man auch ein Geschenk- ein Scrub, eine Seife oder eine Körpercreme.
Das Fest des Sieges des Guten über das Böse
Eine andere Methode vor dem Regen zu flüchten ist in ein Restaurant oder Cafe gehen. Das taten wir am 4. Januar auch. Doch während wir in Ruhe unsere Lychee-Smoothies schlürften, ertönte plötzlich lauter Gesang und Trommelwirbel. Ein überdimensionales Fabelwesen, das an eine Kuh erinnert, betrat die Bar und fing an zu tanzen. Interessant war, dass der Tanz ganz familiär aussah. Er erinnerte an die rumänische „Capra“, ein Brauchtum in der Silvesternacht. Wie in Rumänien ging auch in Bali eine große Gruppe junger Männer durch die Straßen und das Tier tanzte zu ihrer Musik, wobei Passanten oder Restaurant-Gäste den Männern Geld zusteckte. Dann erinnern wir uns, was uns ein Taxifahrer gesagt hat, als wir vor mehreren Tagen gefragt hatten, warum die Leute alle Straßen mit Blumen und Altären schmücken. Am 4. Januar 2023 hat in Bali das Galungan-Fest angefangen. Galungan ist der Jahrestag der Schöpfung der Welt und einer der wichtigsten Feiertage auf Bali. Nach dem balinesischen Pawukon-Kalender wird Galungan einmal alle 210 Tage gefeiert und leitet eine 10tägige Festzeit ein, die mit dem Kuningan-Fest endet.Nach balinesischer Vorstellung wurde die Welt von Sang Hyang Widi, dem höchsten Gott, erschaffen. Am Jahrestag der Schöpfung besucht er zusammen mit anderen Göttern und den Ahnen die Tempel bzw. die Häuser der Nachkommen, der Lebenden, und verlässt diese am letzten Tag (Kanungan) wieder.
Elise Wilk
Schluss folgt
Frauen bereiten das Galungan-Fest in Ubud vor. Foto: die Verfasserin
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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