29.01.09

„Verortete Zeiten“ - Gedichte von Carmen Elisabeth Puchianu

In der Liliput-Reihe des Kronstädter aldus-Verlags erschien diese Tage der jüngste Gedichtband von Carmen Elisabeth Puchianu. Bei der Buchvorstellung (am 20. Januar in der aldus-Buchhandlung) stellten Dr. Mariana L²z²rescu und der Schriftsteller Ion Popescu Topolog die Autorin und ihren neusten Band vor. Popescu-Topolog wollte es abschließend gut meinen und lag trotzdem daneben. Er entschuldigte sich, dass er nicht selber die Vorstellung in einem festlicheren und adäquaten Rahmen habe machen können, was die Autorin durchaus verdiene. Was er nicht beachten konnte, war, dass die Räumlichkeiten im aldus-Verlag und Frau Astrid Hermel seit Jahren in Kronstadt die beste Adresse für gerade solche deutsche literarische Veranstaltungen sind. Es mag da wohl eng werden, wenn viele Besucher, wie bei dieser Buchpräsentation, dabei sein wollen aber das, als ein Zeichen des Interesses, spricht bereits für sich. Ansonsten hatte der Schriftsteller recht: Carmen Puchianu vertritt heute in Kronstadt das deutsche literarische Wirken und ihr eventueller Weggang nach Bukarest, Hermannstadt oder anderswo wäre ein großer Verlust für die Stadt. Nun lernen die Kronstädter, so Topolog, sie nicht nur las Lehrstuhlinhaber an der Kronstädter Philologie-Fakultät, als Dichterin, Schauspielerin und Regisseurin kennen, sondern erstmals auch als Grafikerin, denn die zwei Buchillustrationen in den „Verorteten Zeiten“ stammen aus ihrer Feder, wie auch die Illustrationen zu einem Mioni-Kalender der als Zugabe den Käufern des Gedichtbandes ausgehändigt wurde.
Für Dr. Mariana L²z²rescu ist der kleine Gedichtband zum guten Freund und treuen Begleiter geworden, weil er in dem handlichen Format leicht mitgenommen werden kann und weil man so immer wieder darin nachlesen kann. Zur Dichtung im Liliputformat passten hervorragend auch die von Elena und Cristian Paul gebotenen Musikeinlagen – ein wahres Mini-Konzert in der Bücherwelt für ein Publikum das für die schönen Künste nicht nur offene Augen sondern auch offene Ohren hat.
Die Gedichte in „Verortete Zeiten“ kreisen um Themen wie Tod und Vergänglichkeit, Liebe aber auch Dichter und Dichtung im sozialistischen Alltag. Diese Betrachtungen, Eindrücke, „Momentaufnahmen einer immer wieder tief berührten Seele“ wie es im Vorwort von  Josef Meißner heißt, sind in 34 lyrischen Texten komprimiert. Laut Aussage der Dichterin handelt es sich dabei um ältere, aber auch neuere Texte, deren Auswahl mehr oder weniger spontan geschah. Carmen Puchianu las einige Gedichte vor, als Beispiele für die verschiedenen Themen aber auch Zeitetappen in denen diese entstanden. Der Band ist der Mutter der Autorin gewidmet und enthält auch Gedichte die nach einer „nichtlyrischen Zeit“, eine Periode ohne dichterische Tätigkeit, entstanden.
„Ich möchte wieder Gedichte schreiben“, heißt es im „Dreizeiler“  auf der letzten Seite des Bandes, obwohl der letzte Vers -  „Mir ist so alt zumute“ - dem allgemein  nachdenklichem Ton des Bandes: „Mir ist so alt zumute“ entspricht. Wir hoffen auf weitere literarische Werke der Marke Puchianu. Als gutes Argument dafür steht auch ein Vers aus „Verortete Zeiten“, der sich auch auf  eine nicht zu verortende Lebenskraft beziehen könnte: „Das Grün sprießt außerhalb der Zeit.“
Ralf Sudrigian