17.02.11

Kronstadt wartet weiter auf internationalen Flughafen und Autobahn-Anschluss

Kronstadts zentrale Lage gilt als Standort-Vorteil wenn es um Vertrieb aber auch um Zulieferung der Waren bzw. Rohstoffe und Bestandteile geht. Vorausgesetzt wird dabei, dass eine entsprechende Verkehrsinfrastruktur vorliegt. Die bestehenden Eisenbahn- und Straßenverbindungen mit Kronstadt als Schnittstelle reichen aber nicht aus, wenn man als EU-Staat auf dem europäischen Binnenmarkt oder in einer globalen Weltwirtschaft erfolgreich mitkonkurrieren will. Deshalb wird ein internationaler Flughafen für Kronstadt/Brasov bei Weidenbach/Ghimbav sowie der Anschluss an die zukünftige Autobahn Großwardein/Oradea – Bukarest als Priorität eingestuft.
Die Umsetzung dieser Großprojekte ist aber noch nicht effektiv in Angriff genommen worden. Die geplante Autobahn ist ein nationales Projekt dessen Finanzierung und Durchführung aber nicht aus eigenen, rumänischen Mitteln gesichert werden kann. Die Arbeiten am Abschnitt Comarnic – Kronstadt haben nicht begonnen, da das ausländische Firmenkonsortium das den Bauauftrag erhielt, letztendlich aus diesem Projekt ausgestiegen ist. Auch die Arbeiten an der „Bechtel-Autobahn“ durch Siebenbürgen von Kronstadt nach Großwardein gehen im Schneckentempo voran.

Was man vorläufig weiß und vorstellen kann, ist die geplante Trasse dieser Autobahn (siehe Karte, roter Strich): Vor Predeal zweigt die Autobahn über Pârâul Rece Richtung Rosenau/Râsnov ab. Westlich dieser Stadt führt die Trasse nach Nordosten durchs Burzenland und macht dabei eine Schlaufe in der Nähe von Heldsdorf/Halchiu um dann in Richtung Fogarasch/Fagaras fortgesetzt zu werden. Vor Fogarasch zweigt sie nord-westlich ab, in „Neuland“ - eine Gegend die heute nur über Kreisstraßen („drumuri judetene“) schwer erreichbar ist. Für Ortschaften wie Scharosch/Soars und Seligstadt/Selistat wäre das eine Chance zur Wiederbelebung. Andererseits gibt es auch Bedenken ökologischer Natur, da eine bisher  nicht industrialisierte Landschaft (einschließlich die ehemaligen sächsischen Dörfer) maßgebliche Änderungen erfahren könnte.
Das zweite Großprojekt, der internationale Flughafen Kronstadt, hat den Vorteil, dass es ein Kronstädter Projekt bleibt – das Vorzeigeprojekt des Kreisrates und seines Vorsitzenden Aristotel Cancescu, der es auch initiiert hat. Davon erhofft man sich weitere Investitionen nach Kronstadt zu bringen, den internationalen Tourismus zu fördern.

Auch für den Frachttransport wäre es gewinnversprechend zumal nördlich von Kronstadt (wahrscheinlich auf Marienburger Hattert) ein „integriertes Logistikzentrum“ geplant wird. Nach dem Rückzug des ursprünglichen Investors („Intelcan“ aus Kanada) wurde das Projekt  neu dimensioniert, genauer gesagt von rund 100 Millionen Euro auf rund 60 Millionen Euro abgestuft – eine Summe die die „Erste Bank“ als Darlehen direkt dem Kreisrat zur Verfügung stellt. Leider herrscht im Zusammenhang mit diesem Projekt das im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft umgesetzt werden soll, in Kronstadt kein allgemeiner Konsens. Die Demokratliberale Partei (PDL) stellt immer wieder die Projektkoordinierung durch den nationalliberalen Cancescu in Frage und spricht von einem „Reserveprojekt“, zunächst als komplementäre Alternative verpackt: ein kleinerer, billigerer Flughafen – ein „Aerodrom“ der nachträglich ausgebaut werden sollte. Zur Zeit sind aber nicht einmal die Arbeiten betreffend Umzäunung und Erdaushebung am zukünftigen Flughafengelände richtig im Gange.

Ralf Sudrigian

Autobahn und Flughafen befinden sich nach wie vor nur im Projektstadium.
Quelle: Entwicklungsstrategie des Kreises Kronstadt (SDJBV) 2013-2020-2030