Von der griechischen Mythologie ausgehend
12.11.08
Andrei Vremir befindet sich mit „Pandora“ bei seinem dritten Lyrikband
Auch beim dritten Lyrikband des Dichters der kürzlich unter dem Titel „Pandora“ erschien, wird man von der bildlichen Sprache, den verwendeten Metaphern angenehm überrascht und lässt ihn kaum aus der Hand bis man sich nicht sämtliche Gedichte zu Gemüte führt. Man greift aber immer wieder auf diesen zurück um darin festgehaltene Gedanken zu vertiefen, Vergleiche mit den anderen beiden vorher erschienen Gedichtbänden des Autoren zu machen. Dabei ist feststellbar, dass einige Themen aus der griechischen Mythologie, aber auch Liebe, Regenbogen, Spiegel, Zeit immer wieder angesprochen werden, der Autor in deren Tiefe geht.
Andrei Vremir ist als solcher durch die bisher veröffentlichten Lyrikbände sicher einem relativ breiten Publikum bekannt. Vielleicht sind aber wenige Leser darüber eingeweiht, dass es sich um ein Pseudonym handelt. Dahinter versteckt sich eigentlich der Professor für französische Sprache, Florentin Pi]u der 1954 in Fogarasch geboren wurde. Er studierte in Klausenburg an der Abteilung für Französisch-Rumänisch der Fakultät für Sprachwissenschaften der Universität Babe{-Bolyai. Seither unterrichtet er an Schulen seiner Heimatstadt. Erste Gedichte die er verfasste, erschienen in den Zeitschriften „Flac²ra“ (1986, 1987), „Pagini literare“ (1990), dann später in „Dominus“ und „Porto Franco“ (2005), in „Didactica Nova“ (2006, 2007). Sein erster Gedichtband „T²ceri“ (Schweigen) erschien 2006 im Verlag Didactica Nova in Craiova. Die gute Aufnahme in der Leserschaft gab ihm Mut und er stellte sich schon ein Jahr darauf mit dem neuen Band „Oglinda oarb²“ (Der blinde Spiegel) der im Limes Verlag, Klausenburg 2007 erschien, den Lesern. Der Literaturkritiker Ovidiu Ghidirmic betonte dabei, dass der Autor seine Aussage auf eine sparsam fundierte Sprache aufbaut und es ihm gelingt in wenigen Worten tief greifende Ideen zu vermitteln. „Andrei Vremir ist ein Dichter der Tiefgründigkeit, ein expressionistischer Typ der sich an der Grenze zwischen Modernismus und Postmodernismus befindet“ betonte er weiter.
„In jedes Wort/habe ich/einen Regenbogen eingespannt,/ jedes Mal einen anderen...“ unterstreicht der Autor in „Poezia“ (Gedicht) mit dem er den kürzlich erschienen Lyrikband „Pandora“ einleitet. In dem Gedicht „Emo]ie“ (Emotion) bezeichnet er dann den Regenbogen als „Stimme des Schweigens/ein gehörter Aufschrei/des Lichtes der Augen“. Er unternimmt eine eingehende Analyse des Regenbogens im Gedicht „Geneza“ (Genesis) ein: „Gott/hat den Regenbogen/in sieben Tagen geschaffen“. Am ersten hat er die gelbe Farbe als Herbstbeginn erfunden. Am zweiten Tag verbreitete er das Rot als Sinnbild der untergehenden Sonne. Das Grün versinnbildlicht der Autor mit dem Geflüster der frischen Blätter. Das Blau sieht er als eine Glücksträne. Das Thema des Regenbogens war auch in seinem vorangegangenen Gedichtband „Oglinda oarbă“ immer wieder anzutreffen. Und darin besteht eben seine Kunst, diese zu unterstreichen. Jedes Mal hat er dieser Naturerscheinung eine andere bildliche Darstellung oder Rolle beigemessen.
Andrei Vremir betitelte seinen letzten Band „Pandora“ - ebenfalls im Limes Verlag, Klausenburg erschienen - ausgehend von der griechischen Sagengestalt die aus weiblicher Neugier eine Büchse öffnete in der alle Übel der Welt verschlossen waren. Die Übel verbreiteten sich zwar über die Welt, aber die Hoffnung blieb zurück. Und, wie er in gleichnamigem Gedicht betont, hat er dieses Wort in die Bewegung der Masse geschleudert, damit Pandora neue Wege zur Ferne öffnet.
Auch andere Sagengestalten wie die griechische Göttin Aphrodite, die Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit versinnbildlicht, oder Pygmalion, König von Zypern, der sich in die von ihm selbst geschaffenen weibliche Statue verliebte die von Aphrodite zum Leben erweckt wurde und er sie dann zur Gemahlin nahm, sind Ausgangspunkte für seine Gedichte mit tiefgreifender Wirkung. Sehr passend ist das für den Band auserwählte Motto von Albert Camus in dem dieser betont, die Griechen haben nur am Ende die Hoffnung erweckt, denn die Hoffnung, zum Unterschied von dem an was man glaubt, ist gleich mit Resignieren. Und zu leben bedeutet,nicht zu resignieren. Was voll auf den Dichter und Autoren dieser Gedichte zutrifft.
Dieter Drotleff
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