Vor 50 Jahren
13.08.09
Wie nicht anders zu erwarten, beinhaltet die „Volkszeitung“ vom 13. August 1959 fast ausschließlich Propaganda-Beiträge für den damaligen Nationalfeiertag – der 23. August. Ausführlich vorgestellt werden die Senkungen der Einzelhandelspreise bei einigen Konsumgüter. Insgesamt sind es über 2600 Waren (Industrieartikel und Lebensmittel). Gleichzeitig gelten neue Bestimmungen für die Ratenzahlung. Erhöht werden die Besoldung der Offiziere und Unteroffiziere sowie die Militärrenten. Was aus heutiger Sicht vielleicht von Interesse bleibt, sind die Namen einiger Warenmarken die auf ihre Herkunftsländer (Sowjetunion und DDR) hinweisen. Neben einheimischen Rundfunkgeräten („Roman]a“, „Balada“, „Concert“, „Victoria“, Opereta“ tauchen in der Aufzählung auf auch „Daugawa“ (mit und ohne Plattenspieler), „Riga“, „Stassfurt“. Die Photogeräte heißen „Sorki“ und Ljubitel“; die Armband- und Taschenuhren „Pobeda“, „Kama“, „Molnja“, „Iskra“, Sportiwnije“, „UMF Ruhla“. Für elektrische und Gaskühlgeräte („Pinguin“, „Frigolux“) wie auch für Fernsehgeräte („Record“, Rubin 102“) - wahre Luxusartikel jener Jahre – gibt es keine Preissenkungen, sondern nur verbesserte Kaufbedingungen bei Ratenzahlung. Im Kontrast dazu wird von Preiserhöhung und „wachsender Arbeitslosigkeit, die zur Verelendung der Werktätigen führt“ in den kapitalistischen Ländern berichtet, die ironisch als „goldenen Westen“ bezeichnet werden. Vom „deutschen Wirtschaftswunder“ der 1950-er Jahren erfuhr man eben aus anderen, inoffiziellen Quellen.
Eine Sonderseite ist dem Rayon Hermannstadt gewidmet - „Seit 15 Jahren unter dem Banner der Volksmacht“. Der Bericht unter dem Titel „Eine Stadt verändert ihr Antlitz“ beginnt mit folgender Feststellung: „Das Stadtinnere mit seinen altertümlichen Bauten verrät wenig davon“. Zum Glück, könnte man heute sagen, denn gerade das alte Stadtzentren, sachgemäß renoviert, war, zusammen mit einem besonderem, reichhaltigem Kulturprogramm, ausschlaggebend, dass fast 50 Jahre später, Hermannstadt zusammen mit Luxemburg, 2007 zur europäischen Kulturhauptstadt werden konnte. Hermannstadt mit einem modernen, sozialistisch geprägten Stadtzentrum, mit Plattenbauten, Groß-Kaufhäusern, Wohnblock-Hotel oder den Klassenkampf glorifizierende Statuengruppen, so wie das in anderen rumänischen Städten anzutreffen ist (Sfântu Gheorghe, Foc{ani, Tg. Jiu) – dazu ist es, Gott sei Dank, unter dem kommunistischen Regime, nicht gekommen. (RS)
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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