Vor 50 Jahren
07.03.19
Die KR als Familienschrift
„Wir stellten uns die ‚Karpaten-Rundschau‘ als eine Familienschrift vor, die vieles bringt, um manchem was zu bringen.“ Diese eigene Einschätzung ist in einem „Die Redaktion“ gezeichneten Text zu lesen, der anlässlich des ersten Jahrestages seit Erscheinen der KR am 28. Februar 1969 veröffentlicht wurde. Die „Wochenschrift für Gesellschaft Politik Kultur“, wie auf einer Vignette auf der KR-Titelseite zu lesen ist, deckte in der Tat eine Vielfalt von Themen in ihren Seiten ab. Vor allem heimatkundliche Beiträge dürften viele Leser erwartet und dann auch mit Interesse gelesen haben. Die Kronstädter erfahren zum Beispiel in zwei kurzen, eher als „Notizen“ zu bezeichnende Beiträge, Wissenswertes über das alte Stadtwappen. Michael Kroner erinnert an die ursprüngliche „echte“ Form des Stadtsiegels: die dreizinkige Lilienkrone, ohne Baumstumpf und Wurzeln. Erst später, im 16. Jahrhundert und vor allem dank Honterus und seiner Druckerei verbreitete sich die heute wohlbekannte Krone auf dem Baumstumpf, zwar als eine Abart der recht banalen Krone doch umso wirkungsvoller und spezifischer. Aber selbst die Sage um das Auffinden der von einem flüchtigen König abgelegten Krone hat einen Vorläufer der in der KR 13 in der Rubrik „Märchen - Sagen - Legenden“ kurz erwähnt wird. Hier der erste Satz: „An dem Platze, wo heute das Kronstädter Rathaus steht, hatte die Erde einst eine ungewöhnlich große Menge von Flachs wachsen lassen und wie er höher und höher wurde, verbanden sich seine Stengel von selbst zu einer Art Krone, ungefähr wie sie das Siegel von Kronstadt zeigt.“
Kroner schreibt auch über die Restaurierung der Fogarascher Burg, das er als „Kastell“ bezeichnet. Es gebe außer der Törzburg und des Hunyadi-Kastells im Land kein anderes so gut erhaltenes Schloss. Das Museum im Schloss sollte mit einem Hotel- und Restaurantkomplex verbunden werden, was zum Teil auch geschehen ist. Nicht erfüllt hat sich folgende Voraussetzung: „… dass es das größte Volkskundemuseum Rumäniens beherbergen soll.“ Derselbe KR-Redakteur schlägt vor, der Ausstellung im Petöfi-Gedenkhaus bei Weißkirch/Albe{ti, nahe Schäßburg, mehr „Lokalkolorit“ zu verleihen, z.B. auch durch eine Gedenkstätte für Anton Kurz – ein aus Österreich stammender Journalist der auch in Kronstadt gewirkt hat und der, als Adjutant des Generals Josef Bem, wie auch der ungarische Nationaldichter Petöfi, in der Schlacht von Weißkirch am 31. Juli 1849 sein Leben verlor.
Die KR beginnt eine Beitragsreihe zum Thema Berufswahl, wobei mehrere Berufsbilder vorgestellt werden. Ein Argument dafür ist der Wandel auf dem Arbeitsmarkt, so wie er ja auch zur Zeit zu verzeichnen ist. Neue Berufe „erfordern ein neues Maß an Kenntnissen und Fähigkeiten“ schreibt Willi Zeidner – eine Aussage die nichts an Aktualität verloren hat. Einem Zwischentitel im Beitrag („Computer sind noch dumm und stumm“) dürfte man heute nicht mehr zustimmen denn auch in der Berufswahl ist der Computer heute, 60 Jahre später, zu einem wichtigen Hilfsmittel geworden. Am Vortag des Internationalen Frauentages (8. März) bringt die KR den Beitrag „Beruf kontra Charme? Die Frau am Arbeitsplatz“ gezeichnet mit den Initialen G.H. Manches dürfte sich inzwischen verbessert haben denn vor 50 Jahren hieß es noch: „...jeder Mann hat seine Frau wie er sie besorgt. In diesem Sinne bedeutet Gleichberechtigung für die Frau, dass der Mann immer mehr tun muss als sie, immer die körperlich anstrengendere Arbeit, seiner robusteren Natur entsprechend.“
Die zweite Auflage des Internationalen Schlagerfestivals „Der Goldene Hirsch“ wird ausführlich angekündigt und vorgestellt. Die Kronstädter und die Fernsehzuschauer konnten damals in Sonderkonzerten bekannte Solisten verfolgen wie z.B. Juliette Greco, Cliff Richard, Gigliola Cinquetti, Tereza Kesowja, Udo Jürgens. Mit dabei (als Konkurrent!) Roy Black der sich aber nur mit dem Sonderpreis der Jury zufrieden geben musste. Der Goldenen Hirsch wurde der heute in Deutschland lebenden rumänischen Schlagersängerin Luminita Dobrescu zugesprochen.
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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