Vorschlag, Juni-Brauchtum auf UNESCO-Liste aufzunehmen
21.04.11
Vierte Folge in der Ausstellungsreihe „Obervorstädter und ihre Familienalben“
Jeder Aufmarsch der Juni, der Folkloregruppen aus der Oberen Vorstadt (Schei) durch die Innere Stadt am ersten Sonntag nach den orthodoxen Ostern, „Duminica Tomii“, zieht jedes Mal hunderte Schaulustige, darunter viele Ortsfremde an, die den Aufmarsch in den bunten Trachten mit Interesse verfolgen. Eingeteilt nach verschiedenen Altersgruppen erfolgt der Umzug beritten, zum Großteil meist auf geliehenen Pferden die schon manchmal ihren Reiter auf unfreiwillige Weise absetzten. Nun bietet sich die Gelegenheit, eine eingehende Dokumentation über die Junii-Gruppen und deren Traditionen im Kronstädter Ethnographie-Museum am Rudolfsring (Bulevardul Eroilor) zu sehen. Diese ist die vierte Schau in der Folge „Scheibewohner (Obervorstädter) und ihre Familienalben“, die Dokumentationen bietet über Familien die da eine besondere wichtige kulturelle oder soziale Rolle gespielt haben. Ausgehend von der Vorstellung des 1939 in der Oberen Vorstadt/Schei geborenen Iosif Iepure, einem eingehenden Beobachter und direkten Teilnehmer an dem Brauchtum der Junii-Gruppen, wird der Besucher mit den Traditionen, dem geschichtlichen Hintergrund, der Originalität dieser Folkloregruppen vertraut gemacht. Zahlreiche Archivfotos, Videoaufnahmen von den Junii-Festen der letzten Jahre, Trachten die Männer und Frauen der verschiedenen Altersgruppen tragen, Auszüge aus den mit Iosif Iepure geführten diesbezüglichen Interviews, geschichtliche Informationen sind da einzusehen. Die Ausstellung die von der unermüdlichen Direktorin des Museums, Dr. Ligia Fulga, in Beisein von Iosif Iepure, Pfarrer Dr. Vasile Oltean, Direktor des Museums der ersten rumänischen Schule im Schei und Eugen Moga, Vorsitzender des Schei-Vereins, in Anwesenheit zahlreicher Bewohner der Oberen Vorstadt eröffnet wurde, kann ein Jahr lang gesehen werden. Auch betonte Museumsdirektorin Fulga, dass die erforderlichen Schritte eingeleitet werden, damit dieser Brauch auf die Liste der UNESCO-Schätze aufgenommen wird, so wie im Fall des C²lu{ari-Volkstanzes aus der Oltenia.
Hervorgehoben wird in der Ausstellung auch die Rolle der jungen Juni, deren Rituale die das ganze Jahr hindurch gepflegt werden, besonderes der Feste vor und nach Ostern, des Reigens mit dem Wurf der Streitkeule, dem Umzug zu den Marterl in der Oberen Vorstadt die sich auch auf den Hügeln im Umfeld befinden. Gegründet wurden die ersten Gruppierungen der Juni im XIX. Jahrhundert, die letzten folgten Anfang des XX.Jh.
Iosif Iepure ist der Erforschung des historischen Hintergrundes der Organisierung der Junii-Gruppen nachgegangen, hat selbst viele Aufzeichnungen über diesen Brauch gemacht. Sowohl seine Vorfahren als auch die seiner Gattin, haben alte Wurzeln im Schei. Besonderes bekannt wurde sein Großvater als Inhaber der Iepure-Gaststätte im Ragado-Tal die bis vor wenigen Jahren noch bestand und auch heute ein beliebtes Ausflugsziel ist. Selbst war Iosif Iepure Jahre hindurch Leiter der „jungen“ Juni (1974 – 2009) sowie anderer Gruppen. Für seinen Einsatz zur Bewahrung und Pflege dieses Brauchtums verdient er Anerkennung.
Dieter Drotleff
Foto 1:
Das Ethnographie-Museum von Kronstadt lädt zu der vierten Ausstellung der Serie „Die Scheianer (Obervorstädter) und ihre Familienalben“ ein, die bis Jahresende geöffnet bleibt.
Foto 2:
Die Trachten der Junii-Folkloregruppen aus dem Schei-Stadtviertel zeichnen sich durch besondere Merkmale aus.
Foto 3:
Bei der Eröffnung der Ausstellung stellten Dr. Ligia Fulga, Direktorin des Gastgebermuseums, Eugen Moga, Vorsitzender des Schei-Vereins, Iosif Iepure als besonderer Kenner und Mitwirkender, sowie Pfarrer Dr. Vasile Oltean (v.l.n.r.), Brauchtum und Sitten der in der Oberen Vorstadt lebenden rumänischen Bevölkerung vor.
Fotos: der Verfasser
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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