Weitere mittelalterlichen Verteidigungsanlage wird renoviert
05.07.24
Arbeiten an Tuchmacherbastei werden fast zwei Jahre andauern
Das Los der ehemaligen mittelalterlichen Wehranlagen von Kronstadt ist vor allem durch die Besitzverhältnisse oft in Frage gestellt worden. Tore wurden im vergangenen Jahrzehnten abgetragen um Neubauten zu weichen, die Stadtmauern und Wehrtürme haben öfters die Eigentümer gewechselt was sich auch negativ auf deren Zustand auswirkte. Waren in den Jahren des staatlichen Eigentums die Stadtbehörden für deren Zustand und Verwaltung zuständig, änderte sich das in den Jahren nach der politischen Wende als diese in Besitz des Kreises gelangten und auch Restaurierungen an diesen vorgenommen worden sind, auch wenn nicht immer fachmännisch was die verwendeten Baumaterialien betroffen hat. Vor Jahren gelangten diese wieder in den Stadtbesitz, letztes Beispiel ist das der Festung auf dem Schlossberg. Als diese dem Kreisrat unterstellt waren, wurden sie von deren Firma des Kreisrates Consilprest verwaltet, nach einigen Jahren für den öffentlichen Zugang geschlossen. So auch im Fall der Tuchmacherbastei gelegen unterhalb der Burgpromenade in der im Mai 2012 ein modernes, virtuelles Museum eröffnet worden ist. Investiert wurden darin 300.000 Euro, doch da es keinen Profit einbrachte wurde es nach drei Jahren geschlossen. Der Kronstädter Munizipalrat hat nun eine Summe von 11,6 Millionen Lei genehmigt um den Bau einer gründlichen Renovierung zu unterziehen. Es bleibt nur zu hoffen, daß die Arbeiten entsprechend von Fachleuten überwacht und abgeschlossen werden, nicht wie im Fall des Waisenhausgässer-Tores an dem bei der kürzlichen Renovierung, die Inschriften nicht wieder hergestellt worden sind.
Außer Ausstellungsräumen, sollen es da Kaffee- und Teestube geben, ein Informationszentrum wird eingerichtet und ein Laden für Souvenirs eröffnet. Die Arbeiten sollen nach 18 Monaten abgeschlossen werden.
Gedacht war der Bau eigentlich für die Goldschmiedezunft die da zur Verteidigung der Stadt beitragen sollte. Dieses Gewerbe war in der Stadt unter der Zinne besonderes gut entwickelt wegen den Handelsbeziehungen mit den Fürstentümern jenseits der Karpaten. Erste Nachrichten über die Bauarbeiten der Bastei stammen laut Urkunden aus den Jahren 1521/1522 wie der Historiker Gernot Nussbächer auskundschaftete . Laut dem Bestandsverzeichnis gab es in der Bastei zehn Prager Büchsen, 16 Hakenbüchsen und drei kleine Kanonen. Die Bastei die an der Südostecke der damaligen Wehranlagen errichtet wurde, hatte eine Höhe von 20 Meter und einen Durchmesser von 16 Meter. Vor der ursprünglichen Bastei der Goldschmiede wurden noch eine Bastei gebaut die eine Hufeisenform aufwies und der Zunft der Rotgerber zwecks Verteidigung anvertraut wurde. Der Zugang der feindlichen Heere wurde auch durch eine sogenannte Viehmauer verhindert die von der Goldschmiedebastei ausging und am Hang der Zinne aufwärts führte. Da sich die Zunft der Tuchmacher im 17. Jahrhundert stark entwickelt hatte, wurde der Zunft der Goldschmiede die neue errichtete Bastei 1639 – 1641 zwischen dem Purzengässer- und Klostergässer Tor zugewiesen. Und somit wurde die Goldschmiede- zur Tuchmacherbastei. Die Tuchmacherbastei wurde mit 53 Verteidigern vermerkt. Nur die Zunft der Schuster mit 127, der Leinweber mit 95 und Kürschner mit 57 waren stärker vertreten und laut Plan mit der Verteidigung in jeweiligen Abschnitte beauftragt.
Nach der Auflösung der Zünfte 1872 wurde die Tuchmacherbastei und Tuchmacherzwinger von der Gesellschaft der Tuchmacher an die Gattin des Salamifabrikanten Mutzig verkauft. Daher wurde sie im Volksmund auch als Salamiturm bezeichnet.Wegen dem baufälligen Zustand wurden erste Restaurierungen in den Jahren 1961 – 1962 vorgenommen. Der Kronstädter Kreisrat nahm dann nach 2005 Restaurierungen vor als sich der Vorsitzende des Kreisrates Aristotel Cancescu besonderes für die Renovierungen der mittelalterlichen Verteidigungsanlagen einsetzte.
Dieter Drotleff
Blick auf die Tuchmacherbastei. Foto: Peter Simon
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
13.12.24
Dr. Steffen Schlandt erhielt den Apollonia-Hirscher-Preis für 2023
[mehr...]
13.12.24
Veranstaltung für Eltern im Honterus-Nationalkolleg
[mehr...]
13.12.24
In Erinnerung an Dr. Eduard Gusbeth, Arzt, Medizinhistoriker und Kronstädter Heimatforscher, mehr als hundert Jahre nach seinem Tod.
[mehr...]