Wichtige Rolle des ehemaligen Burzenländer Sächsischen Museums gewürdigt
23.12.10
Dissertation über die Institution und ihren Begründer Julius Teutsch als Buch vorgestellt
Dem 1908 in Kronstadt gegründeten Burzenländer Sächsischen Museum wurden anlässlich der 100. Jubiläumsfeier vor zwei Jahren mehrere Beiträge in unserer Publikation gewidmet. Es war auch Thema von Beiträgen bei wissenschaftlichen Symposien. Radu Stefanescu, Direktor des Geschichtsmuseums des Kronstädter Kreisgebietes, hat in akribischer Forschungsarbeit die Tätigkeit des Begründers des Burzenländer Sächsischen Museums, Julius Teutsch, und seiner Mitarbeiter, die Pionierrolle die diese Institution gespielt hat, unter die Lupe genommen und als Dissertation ausgearbeitet mit der er den wissenschaftlichen Doktor-Titel errang.
Nun wurde diese in Buchform im Rahmen einer Präsentation, am 8. Dezember, vor einem interessierten Publikum im Geschichtsmuseum im Kronstädter alten Rathausgebäude vorgestellt. Sicher kann der Band der im Istros-Verlag des Museums von Braila erschienen ist, nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben, doch ist er sehr wichtig um diesbezügliche Aufklärung innerhalb der Mehrheitsbevölkerung über dieses Museum zu bieten, das als Vorläufer des späteren Geschichtsmuseums des Kreises, anderer derartigen Institutionen, betrachtet werden muss. Daher ist auch der Titel zur Einleitung des 400 Seiten umfassenden Bandes „Ein fast vergessenes Museum “ sehr treffend. Darin betont der Autor, dass viel zu wenig über den Beitrag der da lebenden deutschen Bevölkerung zur Entwicklung der modernen Museologie bekannt ist.
Mehr darüber wurde im Ausland statt im Inland geschrieben. Auch findet Radu Stefanescu einige Erklärungen dafür. Eine wäre die, dass es nach der kommunistischen Machtübernahme nicht erwünscht war, öffentlich viel über den Beitrag der da lebenden deutschen Bevölkerung zur allgemeinen Entwicklung zu sprechen. Ein weiterer Grund wäre der schwierige Zugang für rumänische Forscher zu in gotischer Schrift verfassten Dokumenten. Desgleichen sind viele der dokumentarischen Bestände im Wirbel der politischen und kriegerischen Ereignisse nach dem 23. August 1944 zerstört worden. Anderseits ist es zu begrüßen, dass die ehemaligen Mitarbeiter des Burzenländer Sächsischen Museums die nach Deutschland ausgesiedelt sind, den Geist dieser Institution weiter fortgeführt haben, wie das besonders Alfred Prox getan hat. Auch bereut der Autor dieser Forschungsarbeit die Tatsache, dass die Sammlungen des Museums nach dessen Auflösung an mehrere Institutionen gingen u.a. an das Kronstädter Institut für Forstwirtschaft, an das Archiv des Kreises, teilweise an das Geschichtsmuseum das einige Bestände die nach Heldsdorf ausgelagert worden waren, nachträglich übernehmen konnte. Leider ist ein vollständiges Inventar bezüglich der Bestände nicht vorhanden.
Ein Großteil des Bandes wird von der Korrespondenz eingenommen die an Julius Teutsch, bzw. Friedrich Deubel gerichtet wurde, vor allem von ausländischen Institutionen wie dem Naturhistorischen Hofmuseum von Wien, von Mitarbeitern aus dem In- und Ausland, die anschließend mit kurzen biographischen Daten vorgestellt werden. Eine mühevolle Arbeit hat sich Radu Stefanescu bezüglich der Übersetzung der deutschen Texte ins Rumänische genommen, er selbst ist ein guter Kenner der deutschen Sprache, so dass wenig Korrekturfehler zu verzeichnen sind.
Prof. Dr. Ioan Opris, der sicher namhafteste Museologe des Landes und wissenschaftlicher Koordinator der Dissertation, äußerte anerkennende Meinungen über die Arbeit, vor allem über das Burzenländer Sächsische Museum das er als Institution von europäischer Bedeutung einstufte, aber auch als bedeutendste diesbezüglich Institution in Siebenbürgen nach dem Brukenthal-Museum von Hermannstadt. Desgleichen sind die von den Mitarbeitern des Burzenländer Sächsischen Museums veröffentlichten Studien, wie beispielsweise die „Burzenland“-Monographie, bis heute wichtige Nachschlagwerke für die Forscher geblieben. Leider hat Kronstadt immer noch nicht ein Naturkundemuseum in dem die Sammlungen aus dem Bestand des Burzenländer Sächsischen Museums ihren gebührenden Platz einnehmen könnten. Auch sprach er seine Bewunderung für die Leistungen der Sachsen aus, die er an den Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK), Wolfgang Wittstock, in diesem Rahmen richtete.
Auf die historischen Beziehungen die zwischen Kronstadt und Braila bestanden und bestehen, ging Prof. Dr. Ionel Cândea, Direktor des Museums aus dieser Donaustadt und Leiter des Istros-Verlages des Museums, ein, eine Stadt die vor allem was die wirtschaftliche Entwicklung betrifft, viel Kronstadt zu verdanken hat. Hier wurde auch die Gründungsurkunde dieses Marktfleckens vom Fürsten Vlad Vlaicu unterzeichnet.
Wolfgang Wittstock bezeichnete anschließend das Erscheinen dieses Forschungsbandes als ein wichtiges kulturpolitisches Ereignis trotz aller bestehenden Schwierigkeiten, einschließlich finanzieller Natur.
Carol Ambrus, Subpräfekt des Kreises, unterstrich die Bedeutung des Bandes, betonte aber auch, dass in Kronstadt die Präfektur als staatliche Institution, die Bedeutung der Gründung eines Naturwissenschaftlichen und eines Technischen Museums, der Schaffung eines Konzertsaals für die Philharmonie einsieht. Es sollte, wie Ioan Opris ergänzte, auch ein Museum der Kulturgesellschaft Astra ins Auge gefasst werden.
Dieter Drotleff
Foto 1:
Nach einer kurzen Einführung von Radu Stefanescu (stehend) als Autor zu seinem Band, würdigten Prof. Dr. Ioan Opris, Prof. Dr. Ionel Cândea und DFDKK-Vorsitzender, Wolfgang Wittstock (von rechts nach links) die Bedeutung dieser Dissertation.
Foto: der Verfasser
Foto 2:
Der Band von Radu Stefanescu „Julius Teutsch si Muzeul Sasesc al Tarii Bârsei in contextul muzeisticii românesti si straine“, Istros Verlag des Museums Braila, 2010.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
25.10.24
Abschluss der Restaurierungsaktion im Rahmen der Vortragsreihe „Kulturerbe hautnah“ öffentlich vorgestellt
[mehr...]
25.10.24
Zum Band von Alfred Schadt: Zwischen Heimat und Zuhause. Betrachtungen eines Ausgewanderten
[mehr...]
25.10.24
Marienburg im Burzenland hat seit Kurzem ein amtlich bestätigtes Ortswappen/Von Wolfgang Wittstock
[mehr...]