„Wir könnten in Kronstadt viel mehr deutschsprachiges Personal gebrauchen“
17.06.10
Dipl.-Ing. Werner Braun – seit Dezember 2008 DWK-Vorsitzender
Außer der eigenen Firma („Caditec SRL“) hat Dipl.-Ing. Werner Braun seit Dezember 2008 nun auch zusätzliche Aufgaben in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Deutschen Wirtschaftsklubs (DWK) zu bewältigen. Die Wirtschaftskrise hatte Folgen auch für „Caditec“. „Die Bestellungen und Versprechungen kommen schnell aber der Projektstart verschiebt sich immer wieder um ein-zwei Monate, was Einplanungen und Kalkulationen natürlich erschwert“, sagt Braun. „Caditec SRL“ ist die Tochtergesellschaft von „Caditec GmbH & Co KG“ aus München – eine Firma die für die deutsche Automotive und die deutsche Luft- und Raumfahrt arbeitet. Die rumänische Niederlassung mit Büros in Kronstadt und Mediasch arbeitet fast ausschließlich für Kunden in Deutschland. Für den 43-jährigen Diplomingenieuren waren es nicht einfache Jahre, weil er bis zur Firmengründung, 2003, in einem anderen Bereich, als Entwickler in der Mikroelektronik-Branche, aktiv war. IBM, Toshiba, Monterey sind einige der Stationen in seiner beruflichen Laufbahn in der es um Halbleiter und Software-Entwicklung ging.
Dann kam der Umstieg und ein Neuanfang. Braun wollte selbständig werden und „etwas Greifbares“ als Endprodukt seiner Arbeit sehen: „Im Halbleiter-Business entwickelt man ein-zwei Jahre und das Ergebnis ist ein Quadratzentimeter Silizium. Mich hat aber schon immer die Automotive-Welt fasziniert und ich wollte in den Konstruktions-Bereich einsteigen.“ Einfach war es nicht, denn es fehlten ihm die praktische Erfahrung und ein eingepieltes Netzwerk. Der gebürtige Temeswarer, der aber bereits als Fünfjähriger in Kronstadt lebte (da hat er die Allgemeinschule Nr. 12, das Honteruslyzeum besucht und sein Studium an der hiesigen technischen Universität absolviert) hat sich für Kronstadt als zweites Standbein entschlossen, weil er Stadt und Leute kannte. Seine Hauptwohnung ist zwar in München, Kronstadt ist aber zur zweiten Wohnung geworden, so dass es ihm doch wichtig war, sich für den Wirtschaftsstandort Kronstadt einzusetzen.
Das tut er nun als DWK-Vorsitzender gemeinsam mit dem DWK-Vorstand und den Klubmitgliedern mit Ergebnissen, die sich sehen lassen. „Ich wollte konkreter und aktiver in die einzelnen Bereiche einsteigen und mehr für den geschäftlichen Bereich tun“, sagt Braun heute. Drei Arbeitsgruppen wurden gegründet: für Tourismus, für Industrie und für Ausbildung. Die Beziehungen zu den Verwaltungsbehörden (Bürgermeisteramt und Kreisrat) wurden wiederbelebt. Der DWK trägt konkret dazu bei, dass sich zwischen Kronstadt und Nürnberg eine Partnerschaft anbahnt. Kronstadt hat nun, dank DWK als Hauptveranstalter, ein Oktoberfest am Olimpia-Platz unter der Zinne bekommen und gleich dazu auch einen Christkindlmarkt nach Nürnberger Muster. Die zwei erstmaligen Kronstädter Hotellerie-Konferenzen hatten ein besonderes Echo und sollen nun weitere Auflagen erleben.
Der Bereich Ausbildung ist Werner Braun besonders wichtig. Gemeinsam mit dem Forum, dem Schulamt und dem Honteruslyzeum konnte der DWK ein „Fit for future“ benanntes Projekt durchführen, bei dem Zwölftklässler der Honterusschule die Möglichkeit hatten, bei bekannten Firmen und Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung ein mehrtägiges Praktikum zu absolvieren und so konkret, vor Ort, sich mit Arbeitsplätzen und Berufen vertraut zu machen, die eventuell bei der Zukunftsplanung der Jugendlichen berücksichtigt werden könnten. In Kronstadt, so Braun, habe man den Vorteil, dass die großen Firmen gewillt sind, in die Ausbildung ihrer jetzigen und zukünftigen Mitarbeiter zu investieren: von Deutschkursen bis zu längeren Aufenthalten in Deutschland für die berufliche Spezialisierung. Braun ist sich sicher: „Wir könnten in Kronstadt viel mehr deutschsprachiges Personal gebrauchen.“ Ein Schritt in diese Richtung wäre auch die Gründung einer Ausbildungsstätte nach dem deutschen dualen Ausbildungssystem, bei dem die Praktikanten eine Vergütigung erhalten und die Firmen den Großteil der Kosten decken. Die Stadt könnte auch aktiv mithelfen – eventuell indem sie ein Schulgebäude zur Nutzung bereit stellt, wie das vom Bürgermeister bereits erwogen wurde.
Selbstverständlich vergisst man beim DWK nicht, dass es in Kronstadt auch ein deutsches Forum gibt. In der Gründungsphase des Klubs hatte das Forum seine Räumlichkeiten und Logistik dafür zur Verfügung gestellt. Heute unterstützt der DWK einige Initiativen des neugegründeten Jugendforums wie auch verschiedene Veranstaltungen der deutschsprachigen Kulturgruppen.
Einen entscheidenden Beitrag zu diesen positiven Entwicklungen kommt dem DWK-Vorsitzenden zu, der sich, trotz Wirtschaftskrise, trotz Bürokratie, trotz gelegentlichen Rückschlägen, als Wahl-Kronstädter, als Privatunternehmer und als deutscher Staatsbürger (Braun wanderte bereits 1988 aus) für ein verbessertes hiesiges marktwirtschaftliches Umfeld einsetzt.
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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