Wo der Pfeffer wächst (II)
27.01.22
Sansibar, die Insel der Gewürze und Traumstrände
Das „Bed & Breakfast” Chikachika und das Cafe Dodoki, die von Juliane und Machano verwaltet werden, liegen nahe am Strand und trotzdem in einer ruhigen Gegend. Auch Leute, die nicht hier übernachten, kommen zum Mittags- und Abendessen, angelockt von den leckeren Gerichten auf der Speisekarte. Zu Weihnachten gab es ein spezielles Menü, auch zu Silvester sollte man eins vorbereiten, doch eine Strompanne zog einen Strich durch die Rechnung. Das passiert häufig auf der Insel und manchmal ist es für Touristen ärgerlich, wenn am Morgen die Kaffeemaschine nicht funktioniert (afrikanischer Instant-Kaffee ist zwar eine Lösung, er schmeckt aber gewöhnungsbedürftig). Doch nach einigen Tagen lernt man, alles hinzunehmen, wie es kommt.
Gleich nach unserer Ankunft probieren wir den „Fang des Tages“: gegrillte Goldbrasse mit Süßkartoffeln und Salat, dazu Mango-Soße und das tanzanische Bier Safari. An der Bar kann man auch ein Cocktail mit Vodka und Bananensirup bestellen, das den Namen von Juliane trägt.
Nungwi, ein lebhaftes Dorf
Wer auf Sansibar Urlaub macht, sollte am besten nur Bargeld dabeihaben (Dollar, die in man in tanzanische Schilling wechseln kann). Geldautomaten gibt es vielleicht nur zwei oder drei auf der ganzen Insel und an den wenigen Orten, wo man mit Karte zahlen kann, kommt eine Gebühr dazu. Machano begleitet uns ins Dorfzentrum zu einer Wechselstube. Wir gehen an kleinen, grauen Häusern entlang, Frauen mit bunten Kopftüchern kochen draußen an improvisierten Herden, Kinder spielen auf verstaubten Gassen und rufen uns „Jambo!“ zu. Man erstickt fast vor Hitze. Bei der Wechselstube wandeln wir Dollar in Schilling um und kaufen eine Telefonkarte. Es ist praktisch, eine Tanzania-Karte zu haben, für Internet (falls man einen Weg mit Google Maps finden will) und damit man mit Taxifahrern oder Ausflug-Anbietern telefonieren kann.
Auf der Hauptstraße geht es lebhaft zu. An einem improvisierten Marktstand werden Ananas und Mango verkauft, Frauen mit Körben auf dem Kopf unterhalten sich und Daladalas, zu Sammeltaxis umgebaute Pritschenwagen, fahren an uns vorbei. Ein Verkäufer ruft uns zu: „Cipa-cipa gupriz gupriz!”. Es dauert eine Weile, bis wir verstehen, dass er „Cheaper, cheaper, good price, good price“ (Billiger, billiger, guter Preis, guter Preis) gemeint hat. Am Strand von Nungwi nähern sich ein paar junge Männer, die in Massai-Kostüme gekleidet sind und grüßen schon von Weitem: Jambo! Wir versuchen, ihnen auszuweichen. Alle Reiseblogs warnen vor den sogenannten Beach Boys, die am Strand versuchen, naiven Touristen verschiedene Sachen- von Plastikketten bis zu Bootausflügen- zu verkaufen. Oft würde es sich um Betrug handeln, wird man im Internet gewarnt. Trotzdem scheinen die Strandverkäufer nicht so aufdringlich zu sein, wie wir am Anfang gedacht haben. Oft bieten sie auch Shows für Touristen an, sie singen oder tanzen am Strand. Außerdem- jeder Ressort scheint seinen eigenen Massai zu haben, der die Liegestühle der Touristen hütet und sich mit ihnen unterhält.
Es wird viel Rumänisch gesprochen
„Gibt es in Rumänien eine eigene Sprache oder wird da nur Englisch gesprochen?”, „Gibt es einen Ozean bei euch?” „Liegt Rumänien in Indien?”-das sind die Fragen, die uns verschiedene Taxifahrer über unser Land stellten. Viele von ihnen grüßen schon „Buna ziua, ce faci?” und wissen, dass ihr Lieblings-Begriff „pole-pole” (immer mit der Ruhe) auf Rumänisch „încet-încet” bedeutet. Tausende von Rumänen waren über Weihnachten und Neujahr auf der afrikanischen Insel im indischen Ozean. In Paje, einer idyllischen Ortschaft im Osten von Sansibar, ein Paradies der Kitesurfer und der Ort mit der schönsten Terrasse, die wir jemals gesehen haben, mit bunten Tischen unter einem riesigen Mango-Baum, spricht fast jeder vierte Tourist rumänisch. Ebenfalls im Osten hat es zu Silvester eine Riesenparty mit 400 Gästen aus Rumänien gegeben, der DJ war speziell aus Bukarest eingereist. Und im Januar folgt Sunwaves, ein Festival für Elektromusik, das von einem Bukarester Unternehmen organisiert wird.
Viele arbeiten von hier aus- es gibt nur eine Stunde Zeitverschiebung, also kann man ruhig an allen Online-Sitzungen teilnehmen. Andere Rumänen bieten Retreats zur Selbstfindung mit Yoga und Therapiestunden an- die Kunden, meisntens überarbeitete Büro-Menschen, bezahlen dafür das Doppelte eines normalen Sansibar-Urlaubs. Doch warum für Therapie-Stunden zahlen? Zwei Wochen auf Sansibar genügen, um komplett erholt und entspannt wieder nach Hause zu kommen. Und nicht nur, weil man Sonnenschein, Palmen und Traumstrände genießen kann. Auch die Leute hier versetzen einen in gute Stimmung: etwa die junge Frau, die Toiletten in einem Ressort aus Kendwa putzt und dabei mit einer wunderschönen Stimme singt, die Kinder, die am Strand Purzelbäume schlagen, den Schiffen nachwinken und im Wasser plantschen, bis es stockdunkel wird. Sie brauchen nicht mehr als den blitzblauen Himmel über den Köpfen und den weißen Sand unter ihren Füßen. Sie starren nie gelangweilt in ihre Handys wie europäische Kinder. Weil sie keine Handys haben.
Elise Wilk
Fortsetzung folgt
Im Zentrum des Dorfes Nungwi. Foto: die Verfasserin
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
06.06.25
Erinnerungsblatt für die vor 100 Jahren verstorbene Malerin Lotte Goldschmidt
[mehr...]
06.06.25
Kronstädter Musikerinnen (XII): Musiklehrerin, Sprachlehrerin und Theosophin Ella von Hild-Hesshaimer (1875-?)
[mehr...]