Wo der Pfeffer wächst (III)
03.02.22
Sansibar, die Insel der Gewürze und Traumstrände
Im Paradies der Früchte
Wer keine Gewürztour unternommen hat, war nicht auf Sansibar. Wie wächst Kardamon? Wie sieht die Pflanze der Ingwerwurzel aus? Warum ist Kakao so teuer? Auf alle diese Fragen findet man während des Besuches bei einer Gewürzfarm eine Antwort. Außerdem kann man in Häuser von Einheimischen hineingehen, ihnen beim Kochen zuschauen, eine Frucht entdecken, die Lippen und Wangen knallrot färbt und über die Geheimnisse der Aloe-Blätter erfahren.
Auf den Gewürzfarmen hat man alles angepflanzt, damit man den Besuchern das Maximum an exotischen Pflanzen zeigen kann. Unser Guide Mustafa drückt uns schon am Anfang einen aus Palmenblättern geflochtenen Korb in die Hand. Während wir durch den grünen Garten spazieren flechtet uns sein Assistent Ibrahim Ringe, Kronen und Ketten aus verschiedenen Pflanzen und Blumen. Wir schnuppern an Lemongrass, Zimt, Kakaoblättern, Kaffee, Kurkuma und Nelken und müssen raten, um welche Pflanze es sich handelt. Oft sind es Gewürze, die wir aus den Supermarkt-Regalen kennen oder die wir vergeblich suchen, wenn wir ein besonderes Rezept zubereiten wollen. Ibrahim spricht perfekt Englisch und verrät uns, dass er Privatunterricht nimmt, um Deutsch zu lernen. Sein Lieblingswort ist „Glühwein“. „Zimt wird in Deutschland für Glühwein verwendet“, erklärt er stolz. Noch weiß er nicht, wie Glühwein schmeckt (bei den hohen Temperaturen auf Sansibar würde er sicher einen komischen Geschmack haben), er hat noch nie Schnee gesehen, aber sein Traum ist es, einmal im Winter Deutschland zu besuchen. „Vielleicht Hamburg“.
Auch Russisch lernen die Guides auf Sansibar, da es viele Touristen aus Russland und der Ukraine gibt. Wir besuchen den Hof einer Familie, die Cremes, Salben, Körperlotionen und Parfüm aus verschiedenen Gewürzen herstellt, danach schauen wir einem jungen Mann zu, der mit bloßen Händen auf eine Kokospalme klettert und dabei „Hakuna Matata Sansibar“ singt. Nach der Show erntet er zahlreichen Applaus und auch Trinkgeld. Danach werden wir an einen langen Tisch gebeten und ein Mann schneidet uns Früchte auf, die wir essen dürfen- Ananas, Mango, Papaya, Passionsfrucht, Kokosnüsse. Der Geschmack ist himmlisch und erinnert gar nicht an die harten und nach Plastik schmeckenden exotischen Früchte aus dem Supermarkt in Rumänien. Auf den Durian, die stinkende Frucht, verzichten wir. Nach dem Früchte-Schmaus werden die Touristen unter einen Mango-Baum geführt, wo auf mehreren Tischen hunderte von Packungen mit getrockneten Gewürzen und auch Kosmetika (Kokos-Öl, das auch als Sonnenschutz benutzt werden kann, schön duftende Zimt-und Lemongrass-Seife, Mango-Körperbutter) liegen. Sie eignen sich perfekt aus Souvenir oder Geschenk, man sollte jedoch wissen, dass man genau die gleichen Produkte auf den Märkten in der Hauptstadt Stone Town zu günstigeren Preisen bekommen kann.
Die steinerne Stadt
Nach der Gewürztour bringt uns unser Taxifahrer nach Stone Town, einer faszinierenden Stadt mit arabischen, afrikanischen indischen und durch die Kolonialzeit auch westlichen Einflüssen. Aus dem Internet erfahren wir dass der Name „Stone Town” aus der Zeit stammt, als Araber hier Häuser aus Korallensteinen bauten. Gleich neben dem Daradjani-Markt treffen wir unseren Guide, der uns durch die Stadt begleiten wird. Leider ist sein Englisch total unverständlich, so dass wir ihn am Anfang mehrmals bitten müssen, zu wiederholen, was er gerade gesagt hat. Nach einer Zeit geben wir es auf. Wir gehen durch den Markt, an den Ständen mit frischen Fisch muss man sich die Nase zuhalten. Gleich neben dem Markt steht die anglikanische Kirche. Sie erinnert an ein dunkles Kapitel aus der Geschichte der Insel denn sie steht an der Stelle, wo einmal der zentrale Sklavenmarkt war. Der Sklavenhandel wurde erst 1873 eingestellt. Dann besichtigen wir die Kerker, wo auf ein paar Quadratmetern 60 Leute hineinpassten und die permanente Ausstellung über den Sklavenhandel in Afrika. Doch leider haben wir keine Zeit für die interessanten Infotafeln - wie etwa über Binti Sadi, die erste Frau aus Ostafrika, die ihre Musik in einem Album aufzeichnete- weil unser Guide meint, wir wären in Verspätung. Wir hetzen durch das Labyrinth der Gassen von Stone Town, das seit 2000 UNESCO-Weltkulturerbe ist,vorbei an Toren mit Schnitzereien und fein verzierten Balkonen, vorbei an Läden, die Tansanit, einen lila farbenen Schmuckstein verkaufen, vorbei an einem Markt mit einem riesigen Haifisch-Grafitti, vorbei an winzigen Läden mit bunten, mit Giraffen bestickten Tüchern, vorbei am Freddie-Mercury Museum (der legendäre Sänger wurde auf Sansibar geboren). Wir verstehen anfangs nicht, wieso wir keine Zeit haben, um die Stadt zu erkunden. Eigentlich beeilen wir uns, weil wir noch auf Prison Island müssen, bevor es dunkel wird.
Die Insel der hundertjährigen Schidkröten
Prison Island, die Gefängnisinsel, war bis zu den 1860ern unbewohnt, doch wurde sie unter der Regierung des ersten Sultans von Sansibar an Araber, die Sklavenhändler waren, weitergegeben. Auf der Insel wurden Sklaven gefangen gehalten, bis sie in Stone Town weiterverkauft wurden. 1891 kaufe der damalige britische Premierminister Lloyd Mathews die Insel ab, um hier ein Gefängnis zu errichten. Dieses wurde zwar gebaut, beherbergte aber nie Gefangene und diente eine zeitlang als Quarantäne-Station für Gelbfieber-Kranke.
Heute sind die beliebtesten Inselbewohner etwa 100 Riesenschildkröten, die ein Durchschnittsalter von etwa 150 Jahre haben. Eine Aldabra-Riesenschildkröte wiegt um die 250 Kilogramm und kann eine Länge von bis zu 1,22 Metern erreichen. Jede Schildkröte hat eine Nummer auf ihrem Panzer. „Das ist ihr Alter. Diese Schildkröte ist zum Beispiel 190 Jahre alt, es ist die älteste. Diese zum Beispiel ist noch blutjung, nur 58 Jahre alt”, erklärt unser Guide. Er meint, dass diese Schildkrötenart bis zu 300 Jahr leben kann. Die älteste Schildkröte auf der Insel hat also noch ein Jahrhundert vor sich. Dass sie uns überleben wird, ist merkwürdig. In einem Käfig etwas abseits befindet sich der „Kindergarten“ für Baby-Schildkröten. Während andere Tiere schon mit zwei Jahren als erwachsen gelten und selbstständig sind, verlassen die Riesenschildkröten 10 Jahre lang den Baby-Käfig nicht. In der Regel schlüpfen die
Aldabra-Riesenschildkröten im April und Mai, doch werden diese dann von dem Einwohner eingesammelt, um sie vor Wildtier-Händlern zu schützen.
Elise Wilk
Fortsetzung folgt
Riesenschildkröte auf Prison Island. Foto: die Verfasserin
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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