Zeiten überdauernde neue Bild- und Geschichtsdokumentation
08.11.24
Band über „Das Harbachtal, das Kaltbachtal und der Krautwinkel“ von Georg Gerster und Martin Rill erschienen
Es sind bleibende Dokumentationen in denen sämtliche siebenbürgisch-sächsische Ortschaften vorgestellt werden. Georg Gerster (1928 – 2019) der schweizerische Flugfotograf, und der Historiker Martin Rill der auch nach seiner Aussiedlung sich voll der Geschichte dieses Landstrichs verschrieben hat, sind deren Autoren. Eingeleitet wurde die Serie mit dem Bildband „Siebenbürgen im Flug“ dem dann „Das Burzenland“, „Hermannstadt und das Alt Land“, „Das Repser und das Fogarascher Land“, „Einblicke ins Zwischenkokelgebiet“, „Schäßburg und die Große Kokel“, „Mediasch und das Siebenbürgische Weinland“ folgten. Der in diesem Jahr vor dem im August stattgefundenen Großen Sachsentreffen in Hermannstadt erschienene Band „Das Harbachtal, das Kaltbachtal und der Krautwinkel“ umfaßt die bildliche und dokumentarische Vorstellung von weiteren 31 siebenbürgisch-sächsischen Ortschaften aus genannten Gebieten, wobei auch deren rumänische Benennung im Anhang angeführt wird um diese leichter zu identifizieren: Abtsdorf/Apos, Agnetheln/Agnita, Alzen/Al]âna, Bell/Buia, Braller/Bruiu, Engenthal/Mighindoala, Gürteln/Gherdeal, Henndorf/Bradeni, Holzmengen/Hosman, Hundertbücheln/Movile, Jakobsdorf/Iacobeni, Kirchberg/Chirpar, Leschkirch/Nocrich, Magarei/Pelisor, Mardisch/Moardas, Marpod/Marpod, Martinsberg/Somartin, Mrtinsdorf/Metis, Mergeln/Merghindeal, Michelsdorf/Boarta, Neithausen/Netus, Neustadt/Noistat, Petersdorf/Petis, Probstdorf/Stejarisu, Retersdorf/Retis, Rosch/Ravasel, Roseln/Ruja, Schlatt/Zlagna, Schönberg/Dealu Frumos, Werd/Vard und Zied/Veseud. All diese Ortschaften werden genau beschrieben, durch die ansprechenden Fotos vorgestellt. Das gesamte Fotomaterial das von Georg Gerster, teilweise auch von Martin Rill beigesteuert wurde, ist durch den sehr guten Druck gekennzeichnet zu dem die geschichtlichen und gegenwärtigen Erläuterungen beigesteuert sind. Der Druck wurde von Schweikert-Druck, Obersulm-Eschenau unter besten Voraussetzungen durchgeführt, die Gestaltung nahm Armin Rill, RooftopDesign.de vor. Erschienen in dem Verlag Buchversand Südost ist der rund 340 Seiten umfassende Band bestens und übersichtlich strukturiert, die Ortschaften in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt. Zu jeder Ortschaft wird auch die Landkarte geboten laut der man sich orientieren kann, einen zu den wichtigsten Bauten führt, die Straßenstruktur und Ortsteile eingezeichnet. Vorgestellt werden vermittels der ansprechenden Bilder, die jeweiligen Kirchenburgen, Wehranlagen,Kirchen wobei die Autoren der Fotos auf alle weiteren Detail ausgehend von Innenansichten, Fotos der Altäre und Orgeln, Taufbecken und Kanzeln, Glocken, Kirchenschatz, Abendmahlkelche eingehen. Auch werden die anderen gesellschaftlichen Bauten wie Schulgebäude, Rathäuser, Gemeindesäle,Pfarrhäuser, aber auch Friedhöfe,Gedenktafeln bildlich und dokumentarisch beschrieben. Aber auch die Orthodoxen Kirchen oder im Fall anderer Konfessionen werden geboten, bis zu den gegenwärtigen Institutionen wie Rathäuser, Schulen, Kulturhäuser,vorgestellt, auf die gewesene und aktuelle Bevölkerungsstruktur, Wirtschaft eingegangen. Die etwas abgelegenen Ortschaften die sich nicht oder nur indirekt an Nationalstraßen oder Eisenbahnnetzen befinden, sind durch diesen dokumentarischen Band wieder in die Aufmerksamkeit auch der ehemaligen und ausgesiedelten Bewohner gelangt. Wie Friedrich Gunesch, Hauptanwalt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien in seinem Vorwort zu dem aufliegenden Band betont, kann man sich diesen Landstrich ohne seine Kirchenburgen gar nicht vorstellen.“Auch wenn im Haferland weder Weizen noch Wein so richtig wachsen konnten, die Kirchen und Kirchenburgen im Oberen wie im Unteren Harbachtal sind nicht weniger wertvoll und schön als jene anderswo wenn es nicht gar die ‚schönsten‘ sind, wie jede Harbachtalerin oder jeder Harbachtaler behaupten würde, auf alle Fälle sind sie einmalig. Es ist bezeichnend und erfreulich, dass viele der Kirchen und Kirchenburgen renoviert und inwertgesetzt worden sind – und dass trotz starkem Rückgang der sächsischen Bevölkerung und der teils extremen Diasporasituation der evangelischen Kirchengemeinden“. Dank von Projekten mit europäischer Finanzierung wie in Agnetheln, Roseln, Probstdorf, Neithausen, Schönberg, durch die Unterstützung seitens der Heimatortsgemeinschaften wie jene von Henndorf, Holzmengen, Hunderbücheln, Zied, sind viele dieser Baudenkmäler vom Verfall gerettet worden.
Laut den ersten urkundlichen Erwähnungen dieser Ortschaften deren eine der ältesten auf das Jahr 1223 von Probstdorf oder von Leschkirch im Jahre 1263 zurückgehen, zeugen diese von ihrer Jahrhunderte alten Vergangenheit um einige weitere zu nennen: Schlatt 1318, Schönberg 1319,1321, 1325, Agnetheln 1319, Kirchberg 1332, Marpod 1349. Heimgesucht wurden diese von feindlcihen Überfällen, von Naturkatastrophen, Bränden wobei es immer wieder den Bewohnern gelungen ist diesen schwerwiegenden Folgen die Stirn zu bieten, die verursachten Schäden zu beseitigen, die Verteidigungsanlagen, Kirchenburgen neu aufzubauen, zu festigen. Besondere Anerkennung ist dem Historiker Martin Rill da auszusprechen der in Archiven den Fakten nachgegangen ist, in den jeweiligen Ortschaften Forschungen vorgenommen hat um auch auf die besonderen spezifischen Fakten eingehen zu können und diese zu schildern. Unterstützung erhielt er dabei auch von den noch da verbliebenen Gewährpersonen, Kuratoren die mit der Geschichte der jeweiligen Kirchengemeinde vertraut sind, über Ereignisse berichteten, über vorgenommene Reparaturen an Kirchen oder Pfarrhäusern, Instandhaltung von Friedhöfen, gegenwärtige Bevölkerungszahlen, der Einstufung jeweiliger Kirchengemeinden als eigenständig oder in der Diaspora.
Abgeschlossen wird der Band mit einem geschichtlichen Überblick ausgehend von der Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen bis zur Gegenwart. Diese Schritte lassen sich anhand der kirchlichen und verwaltungsrechtlichen Entwicklung nachvollziehen. Die Bestätigung des Andreanums durch König Ludwig I. dem Großen, die Rolle der Familien Brekner im Schenker Stuhl die verwurzelt im Harbachtal und der Samuel von Brukenthal entsprungen ist der es bis zum Amt als Gouverneur Siebenbürgens aufgestiegen ist, sind geschildert. Im weiteren bezieht sich Martin Rill auf die Folgen der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien 1918, den Folgen des Ersten Weltkrieges, auf Rechte die vorgeschrieben worden waren doch nicht eingehalten worden sind, auf die politische Lage und dem Nationalsozialismus und dessen Einfluß auf die hiesige deutsche Bevölkerung. Desgleichen wird auf die Willkürmaßnahmen gegen diese nach dem Frontwechsel Rumäniens am 23. August 1944 eingegangen als Enteignung, Deportation, Evakuierung, politische Prozesse eingeleitet worden sind. Die Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien nach dem Umbruch, die Probleme mit der sich die Kirche durch die massive Aussiedlung konfrontiert sah, werden hervorgehoben. Abschließend werden persönliche Daten über die beiden Autoren Georg Gerster und Martin Rill geboten, der Dank den Personen und Institutionen ausgesprochen die ihnen bei der Erstellung auch dieses Werkes dieser Dokumentationsreihe behilflich waren.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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