Zum 75. Geburtstag
28.08.14
Ich rufe Joachim Wittstock jedes Jahr zu seinem Geburtstag an, um zu gratulieren. Das bedeutet mir sehr viel mehr als das Aufsetzten einer Glückwunschkarte, denn so kann ich seine Stimme vernehmen und mich ausgiebig mit ihm und seiner Inge unterhalten. Ich rufe auch sonst gelegentlich an, viel zu selten, zugegeben, da ich selber meist zu beschäftigt und abgelenkt bin, um mich regelmäßig nach seinem Wohlbefinden und vor allem nach seiner Arbeit am literarischen Text zu erkundigen. Ich habe ihn im Frühjahr in Reschitza vermisst und insgeheim habe ich mir Sorgen um ihn gemacht und mir die Frage gestellt, ob Joachim die Kraft und die Muße hätte, sich seiner älteren und neueren Schreibprojekte anzunehmen.
Man sollte an einen Menschen und Schriftsteller wie Joachim nicht nur dann denken, wenn er gerade um ein halbes Jahrzehnt älter geworden ist und man sollte seine Bücher nicht nur dann lesen oder wiederlesen, wenn eine Ehrung und das entsprechende Jubiläum anstehen, und das alles sollte dann nicht nur als kulturelle Pflichtübung ausgeführt werden.
Joachim Wittstock wird am 28. August 75 Jahre alt. Für mich ist das mehr als nur ein guter Grund zu Dankbarkeit und Freude. In Gedanken sehe ich Joachim in seinem Arbeitszimmer sitzen und laborieren: Soldatisch diszipliniert und brav, seinem literarischen Namensvetter Joachim Ziemßen nicht unähnlich, mit akribischer Meisterlichkeit dient er der Wortkunst, gibt sich ihr hin im Wettlauf mit der eigenen Kraft und jener der Zeit, die dem Schriftsteller flüchtiger und kostbarer ist als jedem anderen. Wer ihn kennt, weiß, dass Joachim weder häusliche noch gemeinschaftliche Pflichten vernachlässigen, dass er einem keine Gefälligkeit, keine Hilfe verweigern, dass er keine Theateraufführung, keine Lesung und keine Tagung versäumen würde. Allein schon dafür gebührt ihm Dank und Ehre.
Natürlich rufe ich Joachim an seinem Geburtstag an. Wir werden uns in Ruhe mit einander unterhalten und ich werde ihm für diesen und alle weiteren (Geburts)Tage, die ihm Gott bescheren möge Gesundheit, Kraft und Muße zum Leben und Schreiben wünschen und mich auf unsere nächste Begegnung freuen.
Carmen Elisabeth Puchianu
Joachim Wittstock im November 2013 in Hermannstadt. Foto: die Verfasserin
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