Zwischen Antiquitäten, aber auch… Kitsch
01.08.19
Welche Raritäten sind in Kronstädter Läden anzutreffen?
Als Antiquitäten (aus dem Lateinischen: antiquitas) werden Gegenstände vor allem künstlerischer oder kunsthandwerklicher Art die verschiedenen Stilrichtungen angehören bezeichnet, und auch mindestens 100 Jahre alt sein sollten. Auch als Altertümer oder Raritäten müssen diese nicht als Sammelobjekte von besonderer handwerklicher oder materieller Qualität gedacht sein. Dazu gehören auch normale Gebrauchsgegenstände wie Werkzeuge, landwirtschaftliche Geräte , Küchenutensilien die durch ihr Alter und Seltenheit sich als Raritäten entwickelt haben und von Sammlern in Bereich geschätzt werden. Hinzu kommen natürlich alte Bücher, Schriftstücke , Zeitschriften die antiquarischen Wert haben und besonderes in Antiquariaten angeboten werden. In diesen findet man für gewöhnlich auch Gemälde oder kleine Statuen. Kunstgegenstände aus der Antike, die als Antiken bezeichnet werden oder Altertümer die sich auf Altertümer als Zeugnisse der Kulturgeschichte beziehen, sind mindestens in den Atiquitätsläden in der Stadt unter der Zinne nicht anzutreffen oder werden nicht öffentlich als solche angeboten. Besonderes gezielte Objekte sind meist nach Anfrage mit den Händlern auszukundschaften oder auch gar durch Zufall ausfindig zu machen.
In Kronstadt sind mehrere Antiquitätsläden besonderes in der Inneren Stadt geöffnet worden. Einige haben in der letzten Zeit ihr Profil geändert oder wurden sogar geschlossen, sind nicht mehr ausschließlich als Fachläden im Bereich zu betrachten. Besondere Angebote wie alte Stilmöbel aber auch sonstige Gegenstände von besonderem Wert können über Internet angeboten oder erworben werden. Gegenwärtig ist es auch ein Modetrend geworden verschiedene Antiquitäten, oft Fälschungen und somit ...Kitsch anzukaufen und sich damit die Wohnungen auszustatten, auch als Zeichen eines gewissen Lebensstandes sich dadurch auszuweisen, wie es so manche Neureiche tun. Bereits in der Frühzeit und Antike wurde mit Antiquitäten gehandelt. Reiche Römer, besonderes Geistliche, Gelehrte, Adlige zählten als Sammler und umgaben sich gerne mit Skulpturen aus Griechenland.
Was findet man im Angebot?
Besucht man diesbezügliche Fachläden in Kronstadt? Ist man von den Angeboten interessiert? Wie sind die Preise? Wer trifft die Einschätzung der Gegenstände? Gibt es diesbezügliche Kataloge mit Angeboten?
Es sind Fragen, auf die man kaum Antworten findet.
Einen Besuch machen wir in einigen der Geschäfte im Bereich. In der Michael-Weiss-Gasse Nr. 3 treten wir ein und werden freundlich empfangen. Angezogen wird man durch einige Exponate im Schaufenster und bei der Eingangstüre, darunter von einem Mannequin in Soldatenuniform mit Helm. Frau Gal, die gemeinsam mit ihrem Mann den Laden führt, betont, dass voraussichtlich derartige Läden in Zukunft schließen werden , wegen der mangelnden Angeboten. Antiquitäten von größeren Ausmaßen und besonderem Wert übernehmen sie nicht, da es keine Kunden dafür gibt. Dafür bieten sie zahlreiche kleine Gegenstände und auch billigere an: Kerzenständer, Kaffeemühlen, Medaillen, Bügeleisen, Petroleumlampen, Vasen, Kupfer- oder Zinngegenstände. Alles ist auf einer kleinen Fläche ausgestellt und nur die wenigsten Gegenstände können als Antiquitäten bezeichnet werden. Ein reiches Angebot an Puppen, die aus Deutschland stammen, steht zur Schau. Geöffnet ist der Laden täglich zwischen 10 und 18.30 Uhr. Samstags und sonntags befindet sich die Inhaberin am Flohmarkt beim ehemaligen Lastkraftwagenwerk, wo sie auf einem Verkaufsstand ihr Angebot bietet.
Etwas versteckt scheint der Antiquitätenladen am Alten Marktplatz, beim Eingang zum Gedenkmuseum „Casa Muresenilor“, obwohl es eine gute Lage vor allem wegen dem Touristenstrom ist. Zwei kleine Räume, gegen die Straße gelegen, bieten unterschiedliche Objekte an wie Medaillen oder Zinngegenstände. Unter den Namen „Casa de vechituri“ hat dieser auch ein reiches Angebot an Gemälden, die allerdings in einem weiteren im Hof befindlichen Raum anzutreffen sind. Es handelt sich vor allem um Bilder Kronstädter Maler in Aquarell oder Öl. Der Eigentümer Florin [erban ist ein nicht unbekannter Hobbyhistoriker in der Stadt. Einige alte Militär- und Soldatenausrüstungen hat er dem Geschichtsmuseum im alten Rathausgebäude zu Verfügung gestellt die da zu sehen sind.
Im Antiquariat „Secunda 8 SRL“ am Kühmarkt/Diaconul-Coresi-Straße werden besondere Ausgaben alter Bücher, Medaillen, Münzen, Marken, alte Fotos, angekauft und verkauft. Ein vielseitiges Angebot findet man in gleicher Straße, auf Nr. 3. Besonderes reich ist das Angebot, das zur Schau gestellt wird an Gemälden in Öl, Aquarell, Grafik. Einige Skizzen des Kronstädter Malers [tefan Mironescu sind als Aushängeschild zu sehen. Alte Postkarten, Fotos, Medaillen, verschiedene Porzellan- oder Glasobjekte ziehen einem die Blicke an.
Geht man auf Suche, um weitere derartige Läden in der Stadt zu entdecken, wird man oft enttäuscht da man bei bekannten Adressen den Vermerk „gesperrt“ oder „ist umgesiedelt“ findet.
Auch mit den Öffnungszeiten wird es nicht so genau genommen. Vor 10 Uhr wird keines dieser Geschäfte geöffnet, das passiert meist nach 11 oder 12 Uhr. Beispielsweise der Souvenirladen in der Waisenhausgasse, „Vila Katharina“, der auch ein Hotel umfasst und durch das Frauenbildnis anlockt. Laut einer Legende aus dem Jahr 1455 hat sich der rumänische Fürst Vlad Tepes in die Tochter eines Kronstädter Händlers, mit Namen Katharina verliebt. Zwar hat er diese nicht geheiratet, ihre Liebe soll aber 22 Jahre gedauert haben und zwei Kinder soll sie ihm geschenkt haben. Legenden bleiben Legenden, wirken jedoch oft aber als Anziehungspunkte.
Als sicherer Ansprechpartner gilt das aldus-Antiquariat. Seit über 25 Jahren findet man da ein reiches Angebot an alten Büchern in mehreren Sprachen. Seit Jahren sind im Angebot auch Antiquitäten. Doch wie die Inhaberin des Antiquariats, Buchhandlung und Druckerei, ein Familienunternehmen, Astrid Hermel betont, ist das Angebot an Antiquitäten geringer geworden, da sie nur authentische Objekte und nicht Kitsch annehmen. Im Angebot standen zur Zeit unseres Besuches alte Bücher, eine Büste von Goethe, Gemälde von Friedrich Bömches und Hans Mattis-Teutsch, ein Rosenthal-Teller.
Gesetzliche Bestimmungen
Die Antiquariate, Kunstgalerien, Auktionshäuser, Geschäfte die Kulturgüter verkaufen mit Ausnahme von aktuellen künstlerischen Angeboten, müssen laut dem Regierungserlass Nr. 27/26.08.1992 die Genehmigung für ihre Tätigkeit vom Kulturministerium und der Kommission für Museen und Kunstsammlungen haben, die auf Basis der schriftlichen Verpflichtung des Antragsstellers, die Regelungen für die Handelstätigkeit mit Kulturgütern zu respektieren, erteilt wird. Zudem gibt es auch internationale Bestimmungen denen auch Rumänien beigetreten ist, bezüglich Ausgrabungsstätten, Kulturgüterschutz, bezüglich Elfenbein nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen u.a. Weitere Bestimmungen beziehen sich auf die fachkundige Restaurierung von Antiquitäten, dem Umgang mit vorgenommen Fälschungen. Es sind Bestimmungen die meist aber nur die großen Auktionshäuser betreffen. Am bekanntesten ist Artmark in Bukarest, auf Weltebene sind es Sotheby‘s oder Christie‘s. Internet ist heute diesbezüglich die beste Informationsquelle über Ankauf und Angebote. Doch sollte auch diese mit Vorsicht behandelt werden, um nicht Fälschern auf den Leim zu gehen.
Dieter Drotleff
Alte Bücher, Gemälde, Zinngegenstände, Statuetten gehören zu den Angeboten im aldus Antiquariat, Buchhandlung und Verlag die sich im Innenhof am Marktplatz Nr. 18 seit Jahren befinden. Foto: der Verfasser
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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